Full text: Lesebuch für die Königlich Preußischen Unteroffizierschulen

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II. Ungebundene Form. 
asselbe erprobt werden. Über Liubusna und Jutrebuc, die heutigen Orte 
ebus und Jüterbog, drang Heinrich in das völlig unbekannte Wendenland 
in, indem er Tugumir, den Fürsten der havelländischen Sachsen, flüchtig vor 
ich her trieb. Dieser gelangte glücklich in seine Hauptfeste Brennabor. Die 
mgegend des ehrwürdigen Orts Brandenburg, von welchem das ganze Land 
en Namen trägt, bestand damals aus dichtem Walde, breiten Seen und 
Sümpfen, welche nur der Landeskundige auf schmalen Pfaden zu überschreiten 
wagte. So schien es eine Unmöglichkeit, das Heer bis unter die Wälle der 
Festung zu führen. Der deutsche König befand sich in übler Lage. Die 
umherschwärmenden Wenden schnitten jede Zufuhr ab; Krankheiten wüteten 
ereits in dem Lager der Christen, denn giftig stieg der Brodem aus den 
Sümpfen ringsumher auf. Da kam der Himmel selbst seinen Streitern zu 
Hilfe; ein ungewöhnlich früh eingetretener und starker Frost gestattete den Über⸗ 
ang über die Havelsümpfe, und mit stürmender Hand nahm Heinrich 928 
die Festung ein. 5 m —r— 
Zu Brandenburg wurde nun zwar das Götzenbild des dreiköpfigen 
Triglaff“) gestürzt und das ihm heilige schwarze Roß getötet, sobald aber der 
ieger den Rücken gewandt hatte, umtoste der wendische Kriegsruf von neuem 
die wenigen vorgeschobenen Posten, in denen deutsche Krieger verwegen genug 
zurückgeblieben waren. In wildem Rachezuge wurde die Elbe überschritten; 
er Flecken Walsleben, in welchem sich eine große Menge deutscher Handels- 
eute befand, ging in Flammen auf; alle sächsischen Einwohner fielen unter 
em Schwerte. Die Bestrafung des Frevels wurde den Grafen Bernhard und 
ietmar übertragen. Diese belagerten die Aufrührer in der festen Stadt 
unkini, dem heutigen Lentzen, und gewannen sie nach harten Kämpfen, nach— 
dem sie das Entsatzheer in einer blutigen Schlacht geschlagen hatten, in welcher 
ie Wenden über 100 000 Krieger verloren. Nach der blutigen Sitte jener 
eit wurden die 800 Gefangenen der Deutschen am folgenden Tage hinge— 
chlachtet, die Bewohner Lunkinis mußten nackt und bloß ins Elend ziehen, 
ihre Kinder wurden als Sklaven verkauft. Den Gemordeten von Walsleben“ 
ar ein schreckliches Totenopfer gebracht. 
Im Jahre 932 zog Heinrich selbst noch einmal sein Schwert gegen die 
Wenden. Jetzt galt es südlichern Stämmen, namentlich den Lausitzern. Auch 
ie mußten sich unterwerfen und dem Sachsenkönige fortan Zins zahlen. 
Der König selbst täuschte sich nicht über das, was er gegen die Wenden 
rrungen hatte. Seine Eroberungen waren in keiner Weise gesichert; ein 
neuer Aufstand konnte in jedem Augenblicke ausbrechen. Da überließ er treuen 
und tapfern Männern die Wacht gegen die Wenden, ihn selbst rief eine 
wichtigere Pflicht gegen andere Feinde des Reichs. 
3. Heinrich und die Ungarn. 
(Schlacht an der Unstrut 933.) 
Im Jahre 924 hatten die Ungarn wieder einen ihrer verheerenden Ein— 
fälle nach Sachsen gemacht. Die Städte und Burgen des Landes, die Kirchen 
und Klöster, die Gehöfte und Scheuern leuchteten weithin über das verwüstete 
Land, feurige Wahrzeichen des Wegs der Heiden. Auf den Heerstraßen lagen 
zu Tausenden entsetzlich zerfleischt und verstümmelt die unglücklichen Bewohner 
des Landes; der Tod war ihnen der letzte Trost gewesen. Heinrich fühlte 
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