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83. Die drei Hausräte.
Ludwig Aurbacher.
1. „Wie fangt ihr's denn an, lieber Nachbar, daß euer
Hauswesen so wohlbestellt ist, und man sieht doch nichts Be¬
sonderes an euch und an dem, was bei euch vorgeht? Wir
andern arbeiten doch auch unb geben acht auf das Unsrige und
halten es zu Rate, so gut es gehen mag, und doch nützt es
nichts." Der Nachbar antwortete: „Ich wüßte nicht, was schuld
daran sein sollte, es wären denn meine drei Hausräte, denen
ich wohl das alles zu verdanken habe." — „Eure drei Haus¬
räte? Wer sind denn die?" — „Der Haushund, der Haus¬
hahn und die Hauskatze." — „Ihr spottet!" — „Es ist mein
Ernst; denn seht, der Haushund bellt, wenn ein Feind herbei¬
schleicht, und da heißt es denn: Aufgeschaut! Der Haushahn
kräht, wenn der Tag anbricht, und da heißt es denn: Auf¬
gestanden! Und die Hauskatze putzt sich, wenn ein werter Gast
kommt, und da heißt es denn: Aufgerichtet!"
2. „Ich verstehe, Nachbar, was ihr damit sagen wollt. Ihr
meint, daß drei Dinge nötig seien, um dem Hauswesen aufzu¬
helfen: Vorsorge gegen alles, was schaden kann, Tätigkeit
in allein, was nützen kann, und Freundlichkeit gegen alle, die
uns wohlwollen und wohltun." — „Wenn ihr es so nehmen
wollt, so ist es mir recht; aber meine Hausräte lobe ich doch
darum, daß sie mich jederzeit mahnen, was zu tun ist; ich
könnte es sonst leicht vergessen."
84. Der Milchtopf.
Ludwig Gleim.
Gehörig aufgeschürzt, mit starken Schritten,
den Milchtopf auf dein Kopf, ging Martha nach der Stadt,
um ihre Ware feilzubieten.
Weil doch nun beim Verkauf ein jeder Sorgen hat,
so überdachte sie, was, wenn's das Glück ihr gönne,
sie wohl dalnit verdienen könne.
„Sechs Batzen," dachte sie, „gibt mir wohl jedermann;
denn in der Stadt ist alles teuere