2659. Kurfürst Max Emanuel von Bayern.
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Daeu kam noch, daß wichtige, unerseleliche Landesteile von demselben
losgesprengt und fremden Lũndern einverleibt wur Dd die Kaiserwurde,
die einst die erste in der Opristenheit geiwesen, Stand jetet machtlos da. Der
einaige Geuinn aus dem Rriege war fir Deutschlaud den nun festgestellte
Friede ↄuischen RKatholihen und Protestanten. Dennoch olle picn Deutsch.
land wieder, und daß es sich aus einem dreißigjũhrigen Rriege hat vwieder
aufrichten können, das ist ein Zeichen seiner unverwütichen Kraft, seiner
ursprũnglichen, gesunden Natur. Unmittelbar nach dem Kriege dũmmerte
raum eine solehe Hohnung. Die Fremden, namentlich Fransereich, gingen
mit diesem armen Deutschland fast nach Villur um, besonders Luduvig XIV.
Dieser wollle nieht nur im Innern Fransereiehs Her sein, er wollte auch
Herr sein in Europa. In seinem Ubermute ließ er sich eine Uhr machen,
in welcher ein kunstlicher franaösischer Hahn bei jedem Sltundenschlage
kruhte; der deutsehe Adler aber, welcher auch an der DUb- angebracht war,
eitterte bei diesem Rruhen jedesmal am gangen Leibe. Vine großge Bildsũule
hatte Ludivig XIN. verfertigen lassen, die ihn selbst darstellte, stehend auf
dem Nacken von vier gafesselten Selaven, an deren Merkmalen man den
deutschen RKaiser, Spanien, Holland und Brandenburgꝗ deutlich erlannte.
Im Mestfũlischen Frieden war das deutsche Land Elsaß bei der Ver
teilung Frankreich augefallen. Plötælich erũrte Ldiiq, daß er au allem,
was er bereits vom heiligen Deutsclen Reich erobert habe, auch noch alles
das haben miisse, was jemals damit zusammengehangen, æ. B. alle Rlöster
und Ortschaflen, die einmal im Lehensverband oder Erbvertrag mit Elsaß
gestanden hatten, wũre dies auch tausend Jahre her. Hatlen veine Rn
gelehrten einen solehen Ort in den Ahlen aufgefunden, so ließ er sogleich
die alten Wappen wegreißen und die Lilien aufpflangen; dabei steckten seine
Soldaten wie Mordbrenner oft gange Stũdte imd Donfer in Brand, und
wũhrend man au dem deutschen Reichstage daruber beratschlagte, erscholl
auf einmal (1681) die Nachricht: Straßburg ist franægösiscn. Ludivig hatte
die Stadt, als ihre Burger auf der Prank furter Messe vwaren, überrumpelt.
Mraßburgq, dieser Schlüssel von Oberdeutschland, von dem Rarl V. noch
gesagt hatte, wenn Wien und Straßburg eugleich bedroht wären, so wurde er
unauwei folluft aur Rettung von Straßburq auseienen — diev wichtige
Straßburg war franaösisch geiworden, mitten im Frieden.
Von nun an war Deutschland völlig dem Binflusse Pranlereichs preis
gegeben; das Kaiserlum war gane machllos geworden; die Pinton unu dus
Volk gefielen sich in Nachũ ung des frangössschen Mesens; mehr und melir
versielen deutsche Spracsie, deutsche Sitte und deutsche Zucit.
Vehlse.
259. Kurfürst Max Emanuel von Vayern.
Der kampflustige, junge Kurfürst von Bayern war in den ersten
Jahren seiner Reglerung stets bereit seinen Degen zum Schutze des
Hauses Habsburg zu gebrauchen. Schon zur Befreiung der Kaiser—
stadt Wien war er herbeigeeilt und nahm wichtigen Anteil an der
Entscheidungsschlacht. Ein Seitenangriff der bayerischen Reiter rettete