§23. Cäsar.
67
gelehrter Schriftsteller, dessen Werke noch heute viel gelesen werden; er
war ein Meister der Kriegskunst, wie es solche außer ihm nur wenige in
der Welt gegeben hat.
Dieser Mann griff mit starker Hand in die Wirren ein, welche schon
jahrelang durch den fortwährenden Bürgerkrieg zwischen Patriziern und
Plebejern die Stadt und das ganze römische Reich geschädigt hatten. Zur
Unterstützung seiner Pläne verband sich Cäsar mit zwei damals an- $rt®°®trQt
gesehenen Männern, Pompejus und Crassus, sie schlössen einen
Dreibund, das Triumvirat (60 v. Chr. Geb.). Pompejus war sehr
beliebt, weil er in ruhmreichen Feldzügen sich die Gunst des Volkes erworben
hatte, Crassus konnte beiden nützen, weil er ungeheuer reich war. Diese drei
Männer leiteten von da ab den Staat und setzten ihren Willen durch.
Cäsar wurde auf seinen Wunsch Statthalter in Oberitalien und in dem
südlichen Gallien, dem heutigen Frankreich; vier Legionen, d. h. Re-
gimenter von je 4000 Soldaten, standen unter seinem Befehl.
Acht Jahre lang (von 58—50 v. Chr. Geb.) verwaltete der große Die^Kampfe
Römer diese Statthalterschaft und eroberte, vom Süden allmählich vor-
dringend, das ganze heutige Frankreich bis zur Nordsee, bis zum Atlantischen
Ozean und bis zum Rhein. Mit seiner Flotte setzte er nach England über,
überschritt er auf kunstvollen Brücken den Rhein und drang in Deutsch-
land ein. Der Grund zu letzterem Unternehmen war der Umstand, daß
einzelne deutsche Stämme in großen Scharen auf das linke Rheinufer
gezogen waren, um sich im fruchtbaren Gallien Wohnsitze zu suchen. Der
erste deutsche Fürst, mit dem Cäsar zu kämpfen hatte, war A r i o v i st u s.
Dieser, an der Spitze eines Heeres von über 100 000 Mann, bedrückte
gallische Völkerschaften, die Gesandte zu Cäsar schickten und um Hilfe
baten. Der Römer, in Sorge, daß immer mehr Deutsche über den Rhein
kommen und ihm schaden könnten, wünschte zunächst eine Unterredung mit
dem deutschen Heerführer zu haben; so forderte er ihn auf, einen in der
Mitte gelegenen Platz zur Zusammenkunft zu bestimmen. Stolz ant-
wortete der Deutsche dieser Gesandtschaft: „Wenn ich selbst etwas von
Cäsar haben will, werde ich zu ihm kommen; wenn er etwas von mir will,
nmß jener zu mir kommen. Wunderbar erscheint es mir aber, was denn
Cäsar oder überhaupt das römische Volk in meinem Gallien, das ich durch
Krieg erobert habe, zu tun hat." So war der Kampf unvermeidlich.
Nach siebentägigem Marsche standen sich Römer und Deutsche gegenüber.
Anfangs waren die römischen Soldaten in großer Furcht vor diesen
Feinden; sie selbst, von Natur nur kleine Menschen, staunten die riesen-
großen Leiber der Deutschen an und hatten so manches von deren Körper-
5*