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schmale, grüne Blätter, dicht über der gelben Lohe. Das sind
wohl Krokus. Ja, jetzt erkenne ich sie ganz gut. Ein Sper—
ling kommt heruntergeflogen, gerade auf das Beet. Wie sauber
er aussieht! Ein blankes, schwarzes Vorhemd hat er, und
sein Rock ist so nett hellbraun und grau. Aber was tut der
Schlingel? Er stellt sich vor einen gelben Krokus und pickt mit
dem Schnabel daran! Er reißt Stückchen heraus, er zerfetzt
die Blume, er frißt sie! Er glaubt gewiß, die weißen und gelben
Krokus — das sind Eier, gekochte Eier, die hier für ihn auf—
getischt sind! Warte, warte du Schelm!
Ilse Frapan.
60. Wer hat die Blumen nur erdacht?
Wer hat die Blumen nur erdacht?
Wer hat sie so schön gemacht,
gelb und rot und weiß und blau,
daß ich meine Lust dran schau'?
2
Wer hat im Garten und im Feld
sie so auf einmal hingestellt?
Erst war's doch so hart und kahl,
blüht nun alles auf einmal.
3.
Wer ist's, der ihnen alles schafft,
in den Wurzeln frischen Saft,
gießt den Morgentau hinein,
schickt den hellen Sonnenschein?
Wer ist's, der sie alle ließ
duften noch so schön und süß,
daß die Menschen, groß und klein,
sich in ihren Herzen freun?
5.
Wer das ist, und wer das kann
und nicht müde wird daran,
das ist Gott in seiner Kraft,
der die lieben Blumen schafft.
Wilhelm Hey.
61. Der erste Maikäfer.
1. Der große Kastanienbaum in dem kleinen Garten vor
dem Burgtore zu Finkenrode ist mit seinen Blüten geschmückt
wie ein Christbaum mit seinen Weihnachtskerzen. Alles Leben,
welches den harten Winter hindurch in den braunen Knospen—