II. Die Gesteinshülle.
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füßer auf, und zwar alle noch vor der Devonzeit. Von den dann iu die Erscheinung
tretenden Wirbeltieren sind die Fische die ersten, und zwar treten sie (als Panzer-
fische) noch vor der Steinkohlenzeit auf (im Devon). Es folgen in der Steinkohlen-
zeit (Karbon) die Amphibien und Reptilien, von denen die Reptilien in der
Jura- und Kreidezeit geradezu schreckliche und abenteuerliche Gestalten (Saurier)
aufweisen. Vögel und Säugetiere traten wohl ziemlich gleichzeitig aus und zwar
in der Trias- bzw. in der Jurazeit. Die Reihe der Säugetiere wurde anscheinend
eröffnet durch Beuteltiere. Erst in der Zeit des Diluviums (Eiszeit), vielleicht
aber auch schon im Tertiär (Braunkohlenzeit), erscheint der Mensch.
B. Die Veränderungen der Erdrinde.
§ 17 Sie vollziehen sich teils durch innere Kräfte (endogene Vorgänge, von endon
= innen), und zwar als Folge der Zusammenschrumpfung der Erde, teils
durch Kräfte, die von außen wirken (exogene Vorgänge): Verwitterung,
Auswaschung durch das fließende Wasser usw.
1. Die Veränderungen durch die inneren Kräfte.
Die durch die Abkühlung bewirkte Zusammenschrumpfung der Erde*
hat folgende Erscheinungen im Gefolge: 1. Falten- und Schollenbildung
und allgemeine Hebungen und Senkungen, 2. Vulkanische Durchbrüche,
3. Erdbeben.
a) Falten-und Schollenbildung; allgemeine Hebungen und Senkungen.
1. Indem die Erdrinde sich dem erkaltenden und dadurch verkleinerten Erdkern
anschließen will, entstehen dnrch den Seitendrnck Falten. Siehe hierzu als Beispiel
den Abschnitt „Entstehung der Alpen" in der „Länderkunde von Europa",
§ 141. In der dort befindlichen Abbildung „Querschnitt durch die Alpen-
falten" (nach Heim) sehen wir beim Gotthard-Massiv fächerförmig gestellte,
rechts und links davon schiese, bei den Namen Schächental und Windgälle über-
gekippte, liegende Falten. Der Faltenrücken heißt (geologisch) Sattels Ist er
zerstört, so nennt man den in der Luft (s. die Punktlinien) angedeuteten Sattel
Luftsattel. (Als Beispiel von Faltungen s. auch Abb. 1, § 17.) Faltungen
scheinen besonders in drei geologischen Perioden stattgefunden zu haben, in der Ur-
x) Die Zusammenschrumpsungs- oder Kontraktionstheorie wurde von dem
Wiener Geologen Sueß durch sein Werk „Das Antlitz der Erde" um 1885 begründet. Sie hat
die Hebungstheorie (den Plutonismus) Alexanders von Humboldt (1769—1859) abgelöst,
nach der die Gebirge durch Druck von unten in die Höhe getrieben seien. Noch früher galt die
von Werner (Professor an der Freiberger Bergakademie, 1750—1817) aufgestellte Theorie,
daß die Formen der Erdoberfläche fast ausschließlich durch das Wasser gebildet seien (Neptuuis-
mus). — Die allerneueste Gebirgsbildungslehre hängt mit der Pendulationstheorie zu«
sammen (§14 Fuß): indem die Erdachse ihre Lage veränderte, sollen (infolge der Rotation)
an immer neuen Stellen Stauchungen in der Erdrinde entstanden sein. — Man schätzt, daß
durch die Zusammenschrumpfung der Erde der Halbmesser um 50—60 km kleiner geworden ist.
2) Orographisch Kamm oder Rücken.