J. Allerlei Geschichten.
115
ein neues Unglück ereilt, gemeinschaftlich auswandern und in ein fremdes
Cand ziehen.“
2. Der Vorschlag gefiel den beiden andern, und sie machten sich mit⸗
einander auf den Weg. Bald aber kamen sie an einen kleinen Bach,
und da keine Brücke oder Steg da war, so wußten sie nicht, wie sie
hinüberkommen sollten. Der Strohhalm fand guten RVat und sprach:
„Ich will mich querüberlegen, so könnt ihr auf mir wie auf einer
Brücke hinübergehn.“ Der Strohhalm streckte sich also von einem
Ufer zum andern, und die Rohle, die von hitziger Naͤtur war, trip⸗
pelte auch ganz keck auf die neugebaute Brücke. Als sie aber in die
Mitte gekommen war und unter sich das Wasser rauschen hörte, ward
ihr doch angst; sie blieb stehn und getraute sich nicht weiter. Der
Strohhalm aber fing an zu brennen, zerbrach in zwei Stücke und siel
in den Bach. Die Rohle rutschte nach, zischte, wie sie ins Wasser
kam, und gab den Geist auf. Die Bohne, die vorsichtigerweise
noch auf dem Ufer zurückgeblieben war, mußte über die Geschichte
lachen, konnte nicht aufhören und lachte so gewaltig, daß sie zerplatzte.
Nun war es ebenfalls um sie geschehen, wenn nicht zum guten Glücke
ein Schneider, der auf der Wanderschaft war, sich an dem Bach aus—
geruht hätte. Weil er ein mitleidiges Herz hatte, so holte er Nadel
und Zwirn heraus und nähte sie zusammen. Die Bohne bedankte
sich bei ihm aufs schönste; aber da er schwarzen Zwirn gebraucht hatte,
so haben seit der Feit alle Bohnen eine schwarze Naht.
Prüder Grimm.
175. Schneewitkchen.
(Zwergenwirtschaft im Walde. Darinnen steht ein kleiner Tisch mit sieben Schüsseln.
Die sieben Zwerge.
Kommen singend nacheinander herein mit Kräutersäcken auf dem Nacken, werfen die
Säcke in den Winkel, treten an den Tisch und stutzen, einer nach dem andern.)
Zwergenältester.
Wer hat auf meinem Stühlchen sessen?
Zwerg
Wer hat von meinem
Zwerg 3.
Wer hat von meinem Müschen pappt?
Zwerg 4.
Wer hat mit meinem Gäblein zutappt?
Zwerg 5.
Wer hat aus meinem Becherlein trunken?