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Gottlob,“ spricht er, froh der verschwundenen Not,
„Ich habe statt Goldes das tägliche Brot!
Gottlob, daß ich wieder bei ruhigem Sinn
Und nicht das verwünschte Goldkäferlein bin!
Gar gut ist's — so hat mich das Träumlein belehrt,
Daß Gott nicht gleich jeglichem jedes gewährt;
Gar mancher begehret des Goldes wie Stroh
Und würde doch nimmer zufrieden und froh;
Ja, mancher wünscht' manches mit törichtem Mund
Und ginge an Leib und an Seele zu Grund!“
Chr. v. Schmid.
53. Der Löbler.
Der Robler bereitet in dampfenden MNeilern die Holz—
koblen. Auf einer freien Stelle des Waldes werden nach
bestimmten Regeln Holæscheite so aufgeschichtet, dass dieser
gewaltige Stoss einem Bienenkorbe gleicht. Ist der Ueiler
gesetat, so uberzieht man ihn mit Rasen, um den Zutritt
der Luft abzuschneiden. Nur einige Löcher sind in der
Decke angebracht, welehe die Stelle des Schornsteines ver-
treten und dazu beitragen, das im Innern brennende Peuer
in regelmassigem Zuge zu erhalten. Andere Löcher dürfen
in der Erddecke des Meilers nicht entstebhen. Zeigen sich
hier oder da Ritzen, so werden dieselben sorgfaltig ver-
schlossen. Nach einiger Zeit stösst der Köhler mit einer
langen Stange, dem Schürbaum, Löcher in die Bekleidung
des Meilers. Schlägt die Flamme nieht mehr dureh, so ist
das Holz verkohlt, und der Stoss sinkt zusammen; das
Holæ aber ist in schwarze Koble verwandelt und wird nun
naeh den Hochöfen der Eisenhütten, nach der Werkstätte
des Gold- und Bleebschmiedes und in die Plattstube der
Hausfrau gebracht, die den Bolzen für das Platteisen mit
feurigen Holzkohlen glühend maceht.
54. Schaden der Unwissenheit.
Ein armer Taglöhner hatte einen Bruder in der Fremde,
der schon zwanzig Jahre abwesend war, und von dem die Leute