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i §. 650. Das Zeitalter Philipps II. und Elisabeths. 113 
I schlossen sich ihre Gegner, die als Eingeborne in den Augen des Volkes einen 
| Vorzug hatten vor den aus Lothringen stammenden Fremdlingen, an den mächtig 
j aufstrebenden Bürgerstand des Südens an und wurden die Häupter der 
; Hnguenotten. Die von einem calvinischen Edelmann (La Renaudie) gebildete 
I Verschwörung von Amboise hatte zum Zweck, die Guisen aufzuheben, sich l560- 
I der Person des Königs zu versichern und durch die Stände die Regierung neu 
I ordnen zu lassen. Der Anschlag mißlang; La Renaudie fiel im Kampfe, die 
j. übrigen Führer wurden mit dem Schwerte enthauptet. Das Ansehen der Guisen 
$ stieg, und nur mit Mühe hintertrieb der weise und gemäßigte Kanzler L'Höpital 
1 durch ein hartes Ketzeredict die Einführung der spanischen Inquisition. Ein 
I nach Orleans beschiedener Reichstag sollte die Religionssachen und die 
I Finanzen ordnen, wurde aber von den Guisen zum Sturz der Bourbons, denen 
man die Verschwörung von Amboise zuschrieb, gebraucht. Conds und Anton 
von Navarra wurden verhaftet; jener sollte als Hochverräter hingerichtet, dieser 
: gefangen gehalten werden, als des Königs plötzlicher Tod sie aus dem Kerker 5j 
I zu Macht und Ehre berief. Die bisher zurückgesetzte Königin-Mutter Katha¬ 
rina von Medicis trat während der Minderjährigkeit des neuen Königs Karl IX., 
! ihres zweiten Sohnes, an die Spitze der Regierung; Anton, als nächster Ver- 
I Wandler zur Regentschaft berechtigt, begnügte sich mit dem Range eines General- 
I statthalters des Reichs und Vorstehers des Rathes. Erzürnt über ihre Zurück- 
;; setzung, begaben sich die Guisen mit ihrer Nichte Maria Stuart nach Loth- 
I ringen, von wo aus letztere bald nachher ihre verhängnißvolle Rückkehr nach 
1 Schottland antrat. Mit Wehmuth schied sie aus dem schönen Lande, wo sie so 
. viel Glück und Freude genossen. 
§. 650. Die drei ersten Religionskriege (1562—1570). Katha- 
; rina, in dem Hader der Parteihäupter die Befestigung ihrer Herrschaft sehend, 
nahm anfangs in dem Religionsstreit eine neutrale Haltung ein, wenn sie schon 
i in ihrem Herzen der katholischen Kirche stets eifrig zugethan blieb. Darum 
U willigte sie ein, daß nach dem Religionsgespräch von Poissy, worin i56i. 
I Theodor Beza und Peter Martyr, zwei würdige und gelehrte Männer 
ji von edler Bildung und Sitte, wider den Cardinal von Lothringen und den 
lr Jesuitengeneral Lainez die Sache des Evangeliums gegen die Satzungen der 
I Kirche vertheidigten, das frühere harte Religionsedict auf L'Hopitals Antrag 3an. i&62, 
;| gemildert und den Calvinisten Predigt, Gebet und freie Religionsübung gestattet 
wurde. Nur sollten sie sich verpflichten, „keine andere Lehre, als die in den 
;| Büchern des alten und neuen Testaments und in dem Symbol des Concils 
■| von Nicäa enthalten sei, zu lehren, sich den bürgerlichen Gesetzen zu unterwer- 
i fen und ihre Synoden nicht ohne Erlaubniß der königlichen Beamten zu hal¬ 
ten." Es schien, als ob der Protestantismus in Frankreich die Oberhand ge- 
§ winnen und zugleich freiere politische Institutionen begründen sollte. Auf dem 
mit der geistlichen Versammlung von Poissy gleichzeitig abgehaltenen Reichstag 
I von Pontoise verlangten die weltlichen Stände: „eine wechselnde, auf Wahl be- 
I gründete Magistratur; Verkauf der geistlichen Güter in Masse zum Nutzen wie 
I des Königs so auch des Adels und der Stände; einen auf die Staatskasse an- 
f gewiesenen besoldeten Klerus; die königliche Macht durch periodische Stände-- 
f Versammlungen von zwei zu zwei Jahr beschränkt." Erschreckt durch diese Knnd- 
Webcr. Geschichte II. 8
	        
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