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52. Die Störche. 
1. 
CJlsuf dem letzten Hause in einem kleinen Dorfe stand ein Storchnest. 
<^Die Storchmutter saß im Neste bei ihren vier Jungen, die den 
Kopf mit dem kleinen, schwarzen Schnabel, denn er war noch nicht rot 
geworden, hervorstreckten. Ein kleines Stück davon entfernt stand auf dem 
Dachrücken ganz stramm und steif der Storchvater; er hatte das eine 
Bein unter sich aufgezogen, um doch etwas Mühe zu haben, während 
er Schildwache stände. Man sollte glauben, er wäre aus Holz gehauen 
gewesen, so still stand er. „Es sieht gewiß recht vornehm aus, daß 
meine Frau eine Schildwache beim Neste hat!" dachte er, „sie können 
ja nicht wissen, daß ich ihr Mann bin; sie glauben sicher, daß ich 
kommandiert worden bin, hier zu stehen. Das sieht so vornehm aus!" 
Und er fuhr fort auf einem Beine zu stehen. 
Unten auf der Straße spielte eine ganze Schar Kinder, und da sie 
die Störche gewahr wurden, sang einer der mutigsten Knaben, und 
später sie allesamt, den alten Vers von den Störchen; aber sie sangen 
ihn nur, wie er sich dessen entsinnen konnte: 
„Storch, Storch, fliege heim, 
stehe nicht auf einem Bein, 
deine Frau im Neste liegt, 
wo sie ihre Jungen wiegt. 
Das eine wird gehängt, 
das andre wird versengt, 
das dritte man erschießt, 
wenn man das vierte spießt." 
„Höre nur, was die Knaben singen!" sagten die kleinen Storch¬ 
kinder, „sie singen, wir sollen gehängt und versengt werden!" 
„Daran sollt ihr euch nicht kehren!" sagte die Storchmutter; 
„hört nur nicht darauf, so schadet es gar nichts!" 
Aber die Kinder- fuhren fort zu singen, und sie ätschten den Storch 
mit den Fingern aus; nur ein Knabe, der Peter hieß, sagte, daß 
es unrecht sei, die Tiere zum besten zu haben, und wollte auch gar 
nicht mit dabei sein. Die Storchmutter tröstete auch ihre Jungen; 
„kümmert euch nicht darum," sagte sie, „seht nur, wie ruhig euer 
Vater steht, und zwar auf einem Beine!" 
„Wir sind so bange!" sagten die Jungen und zogen die Köpfe 
tief in das Nest zurück.
	        
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