Full text: Deutscher Dichterhain

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25 Sonst wirst du nicht auf diesen Gipfel kommen. 
Steig leer und steig beherzt und gieb dir alle Müh'; 
Denn unser Glück verdienet sie!“ 
Er stieg und sah empor, wie weit er steigen müßte. 
Ach Himmel, ach, es war noch weit! 
30 Er ruht' und aß zu gleicher Zeit 
Von seiner Frucht, damit er sich die Müh' versüßte. 
Er sah bald in das Thal und bald den Berg hinan; 
Hier traf er Schwierigkeit und dort Vergnügen an. 
Er sinnt Ja, ja, er mag es überlegen! 
35 „Steig,“ sagt' ihm sein Verstand, „bemüh' dich um dein Glück!“ — 
„Nein,“ sprach sein Herz, „kehr' in das Thal zurück! 
Du steigst sonst über dein Vermögen. 
Ruh' etwas aus, und iß dich satt, 
Und warte, bis dein Fuß die rechten Kräfte hat!“ 
10 Dies that er auch. Er pflegte sich im Thale, 
Entschloß sich oft zu gehn und schien sich stets zu matt. 
Das erste Hindernis galt auch die andern Male; 
Qurz, er vergaß sein Glück und kam nie in die Stadt. 
Dem Jüngling gleichen viele Christen. 
5 Sie wagen auf der Bahn der Tugend einen Schritt 
Und sehn darauf nach ihren Lüsten 
Und nehmen ihre Lüste mit. 
Beschwert mit diesen Hindernissen, 
Weicht bald ihr träger Geist zurück, 
0 Und, auf ein sinnlich Glück beflissen, 
Vergessen sie die Müh' um ein unendlich Glück. 
Die Ehre Gottes aus der Natur. 
¶. Die Himmel rühmen des Ewigen Dir nicht den Herrn, den Herrn der Welt? 
Ehre, 4. Kannst du der Wesen unzählbare 
Ihr Schall pflanzt seinen Namen fort. Heere, 
Ihn rühmt der Erdkreis, ihn preisen die Den kleinsten Staub fühllos beschaun? 
Meere; Durch wen ist alles? O gieb ihm die Ehre! 
Vernimm, o Mensch, ihr göttlich Wort! Mir, ruft der Herr, sollst du vertraun. 
2. Wer trägt der Himmel unzählbare 5. Mein ist die Kraft, mein ist Himmel 
Sterne? und Erde: 
Wer führt die Sonn' aus ihrem Zelt? An meinen Werken kennst du mich. 
Sie kömmt und leuchtet und lacht uns Ich bin's und werde sein, der ich sein 
von ferne, werde, 
Und läuft den Weg, gleich als ein Held. Dein Gott und Vater ewiglich. 
3. Vernimm's, und siehe die Wunder 6. Ich bin dein Schöpfer, bin Weis— 
der Werke, heit und Güte, 
Die die Natur dir aufgestellt! Ein Gott der Ordnung und dein Heil; 
Verkündigt Weisheit und Ordnung und Ich bins! Mich liebe von ganzem Gemüte, 
Starke Und nimm an meiner Gnade teil. 
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