Full text: Deutscher Dichterhain

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Am Meer. 
1. Es rauscht und braust und wogt Es loht und flammt das rote Licht, 
und bebt. — Es knirscht das Eis, die Scholle bricht, 
O Meer, ich hab' dich wieder! Der Tod geht durch die Wüste. 
Die Sonne goldene Schleier webt, 
Und über dem Blau die Möwe schwebt 4. Es rauscht , klingt 
la Von Sturm und Ungewitter. 
2. Es rauscht und braust und singt Der kreischende Vogel zum Strande zieht, 
und sagt Die Segel reißen, es kracht das Spriet, 
Von fernen, glühenden Zonen, Die Maste gehen in Splitter. 
Wo der mähnenumwallte Löwe jagt, e 
Wo die schlanke, schwankende Palme ragt 5. Es rauscht un wogt 
e 5. 
Hoch über des Urwalds Kronen. Ums Land den ewigen Reigen. 
3. Es rauscht und braust und klingt Und wenn des Meeres Woge klingt 
und spricht Und ihre Zauberlieder singt, 
Von eisumlagerter Küste. Muß unsereiner schweigen. 
Gebirgssteig. 
1. Gradaus unter hängender Felsen- Und die tauige Alpenrose. 
wand, Vorbei, vorbei an den Blumen all! 
Gradaus, vorbei an des Abgrunds Rand Es reißt dich der rollenden Steine Fall 
Und über geborstene Riffe! Hinunter ins Bodenlose. 
aunn h des Wlers krei 
Sshau nicht nach deß kreisendem 3 Das Ziel ist nah Gradaus Gesell! 
Schau' nicht nach der Kraniche Wanderzug e n der Quell, 
9 n— 
Und der Wolke goldenem Schiffe! n e ee bin 
2. Wohl ist mit Blüten der Fels gestick. Und schwing den Hut und jauchze laut 
Aus Spalten die duftende Raute nickt Ins rote Morgenglühen! 
Die Tanne. 
1. Es steht ein Schloß am blauen Meer, Die Sonne, welche dir leuchtet, 
Die Mauern sind längst zersallen, Ich segne den Wind, der dich kosend 
Die Myrte duftet, der Lorbeer grünt umspielt, 
In den weiten Höfen und Hallen. Den Regen, der dich befeuchtet. 
2. Und wo am höchsten ragt der Fels 
Hinauf in die blauen Räume, 5. Da geht ein Wehen durchs Geäst, 
Erhebt eine Tanne ihr stolzes Haupt Wie süße Heimatslieder 
Über die welschen Bäume. dunkeln n sich 
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3. Ich segne dich, du heimischer Baum, Alb wie dum Mruhe uieder— 
Der im Süden Wurzeln geschlagen, 6 Ah schli Nrmn 
Ich segne die Hand, die das Samenkorn X n Vun ben har⸗ 
Von Norden herabgetragen. Und lasse ein Jauchzen gellen. — 
4. Ich segne den Boden, welcher dich Die Myrten und Lorbeeren spotten leis 
nährt. Der beiden fremden Gesellen.
	        
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