204 Zeugnisse zum deutschen Aufstieg. VI/1880—1915
anschauung hinleiten. Im Gegensatze zu jener dualistischen x)
oder teleologischen2) Naturauffassung betrachtet dieselbe die
Formen der organischen Naturkörper, ebenso tote diejenigen
der anorganischen 4), als die notwendigen Produkte natürlicher
Kräfte. Sie erblickt in den einzelnen Tier- und Pflanzenarten
nicht verkörperte Gedanken eines persönlichen Schöpfers, sondern
den zeitweiligen Ausdruck eines mechanischen Entwicklungsganges
der Materie 2), den Ausdruck einer notwendig wirkenden Ur-
sache oder einer mechanischen Ursache. Wo der teleologische
Dualismus 6) in den Schöpfungswundern die willkürlichen Ein-
fälle eines launenhaften Schöpfers aufsucht, da findet der kau-
sale Monismus in den Entwicklungsprozessen die notwendigen
Wirkungen ewiger und unabänderlicher Naturgesetze.
Man hat diesen hier von uns vertretenen Monismus auch
oft für identisch 7) mit dem Materialismus 8) erklärt. Da man
demgemäß auch den Darwinismus und überhaupt die ganze
Entwicklungstheorie als „materialistisch" bezeichnet hat, so kann
ich nicht umhin, schon hier mich von vornherein gegen die Zwei-
deutigkeit dieser Bezeichnungen und gegen die Arglist, mit welcher
dieselbe von mehreren Seiten zur Entstellung unserer Lehre be-
nutzt wird, ausdrücklich zu verwahren.
Unter dem Stichwort „Materialismus" werden sehr allgemein
zwei gänzlich verschiedene Dinge miteinander verwechselt und ver-
mengt, die im Grunde gar nichts miteinander zu tun haben,
nämlich der naturwissenschaftliche und der sittliche Materialismus.
1) „zweiheitlich", d. h. eine Weltanschauung, welche Gott und Welt
als zwei verschiedene Dinge gegenüberstellt.
2) „zweckbestimmt", d. h. eine Weltanschauung, welche in der Welt
eine zweckmäßig erschaffene und nach einem bestimmten Plane geleitete
Schöpfung Gottes sieht.
3) belebten.
4) unbelebten.
5) des sGrund-^Stoffes.
6) die zweckbestimmte Zweiheitlichkeitslehre.
7) gleichbedeutend.
8) eine Lehre, die nur das sGrund-lStoffliche anerkennt und auch das
Geistige nur als eine besondere Form des Grundstoffes ansieht.