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sann man nimmer ein so gutes Schwert finden, als dieses ist; und
niemand kann dergleichen gesehen haben, und dieses Schwert will ich
sühren jedesmal, daß ich mit meinen Feinden streiten soll." Wieland
antwortete: „Dieses Schwert, wenn irgend was an ihm ist, gönne ich
niemand anders, als Euch, Herr; aber ich will erst zu dem Schwert
noch die Scheide und das Gehenk machen und es Euch sodann geben,
wenn es ganz fertig ist." Der König ließ sich das gefallen, und dciuchte
ihn solches trefflich wohl; er ging dann heim in seinen Saal und
war heiter.
Wieland aber ging in seine Schmiede, setzte sich an die Arbeit und
machte ein anderes, jenem so gleiches Schwert, daß niemand sie von
einander unterscheiden konnte. Wieland versteckte das gute Schwert unter
seine Schmiedebälge, und sprach also: „Liege du da, Mimung; wer
weiß, ob ich nicht binnen kurzem dein bedarf!"
, Wieland hatte nun sein ganzes Geschmiede vollendet und stand
wieder jeden Tag vor Königs Tische, und diente bis zu der be¬
stimmten Frist.
Als nun dieser Tag gekommen war, sogleich früh am Morgen, da
nahm Amilias seine Panzerhosen, spannte sie sich um, ging hinaus auf
den Markt und lustprangte und zeigte sich. Da sagten alle, die ihn
sahen, daß sie nimmer also gute Eisenhosen gesehen, als diese; und es
war alles zwiefach gearbeitet und überaus wohl geschmiedet. Und als
es um die Zeit des Frühmahls kam, da legte er sich seinen Panzer an,
der war beides, weit und lang, und auch zwiefach, und so ging er vor
Königs Tisch. Und es sagte jedermann, der ihn sah, daß er niemals
einen bessern Panzer gesehen, als diesen. Da war Amilias heiter und
vergnügt und rühmte höchlich sich und seine Waffen. Und als er vor
des Königs Tisch kam, da setzte er sich den Helm auf das Haupt, der
war hellglänzend und aus der Maßen stark und dick, und dem Könige
gefielen diese Waffen wohl.
Und als der König gegessen hatte und die Tische aufgehoben
waren, da ging Amilias hinaus auf einen Platz, da stand ein Stuhl,
darauf setzte er sich hin. Nun ging auch der König hinaus, und alle
seine Mannen mit ihm, darunter'auch Wieland, und wollten diese Wette
hören und schauen. Amilias erzeigte sich nun ganz bereit zu der Probe.
Da ging Wieland zu seiner Schmiede, nahm das Schwert Mimung
und ging wieder zum König und hatte das Schwert bloß in der Hand.
Nun trat Wieland hinter den Stuhl, auf welchem Amilias saß, und
setzte des Schwertes Ecke an den Helm und sprach zu Amilias und fragte
ihn, ob er etwas spüre. Da sagte Amilias: „Hau' zu mit aller Macht,
denn deren wirst du bedürfen, wenn es durchdringen soll." Da drückte
Wieland das Schwert so stark und schnitt damit so, daß es durch Helm
und Haupt und Panzer und Bauch hinabfuhr bis auf den Gürtel, und
fragte, ob er jetzt spüre, daß es schneide. Amilias antwortete, es wäre
ihm so, als wenn ihm kaltes Wasser über den Leib führe. Da sagte
Wieland: „Schüttle dich, und du wirst es erfahren." Nun schüttelte er
sich. Und da sielen die Stücke zu beiden Seiten von dem Stuhl; und
beschloß Amilias also seine Lebtage. Da sagten manche diesen Spruch,
daß wer sein Haupt am höchsten trage, auch leicht am tiefsten falle.
Nun verlangte der König, daß Wieland ihm das Schwert geben
solle, und wollte es selber mit sich forttragen. Da sagte Wieland: