Full text: Für mittlere Klassen (Theil 2, [Schülerband])

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sann man nimmer ein so gutes Schwert finden, als dieses ist; und 
niemand kann dergleichen gesehen haben, und dieses Schwert will ich 
sühren jedesmal, daß ich mit meinen Feinden streiten soll." Wieland 
antwortete: „Dieses Schwert, wenn irgend was an ihm ist, gönne ich 
niemand anders, als Euch, Herr; aber ich will erst zu dem Schwert 
noch die Scheide und das Gehenk machen und es Euch sodann geben, 
wenn es ganz fertig ist." Der König ließ sich das gefallen, und dciuchte 
ihn solches trefflich wohl; er ging dann heim in seinen Saal und 
war heiter. 
Wieland aber ging in seine Schmiede, setzte sich an die Arbeit und 
machte ein anderes, jenem so gleiches Schwert, daß niemand sie von 
einander unterscheiden konnte. Wieland versteckte das gute Schwert unter 
seine Schmiedebälge, und sprach also: „Liege du da, Mimung; wer 
weiß, ob ich nicht binnen kurzem dein bedarf!" 
, Wieland hatte nun sein ganzes Geschmiede vollendet und stand 
wieder jeden Tag vor Königs Tische, und diente bis zu der be¬ 
stimmten Frist. 
Als nun dieser Tag gekommen war, sogleich früh am Morgen, da 
nahm Amilias seine Panzerhosen, spannte sie sich um, ging hinaus auf 
den Markt und lustprangte und zeigte sich. Da sagten alle, die ihn 
sahen, daß sie nimmer also gute Eisenhosen gesehen, als diese; und es 
war alles zwiefach gearbeitet und überaus wohl geschmiedet. Und als 
es um die Zeit des Frühmahls kam, da legte er sich seinen Panzer an, 
der war beides, weit und lang, und auch zwiefach, und so ging er vor 
Königs Tisch. Und es sagte jedermann, der ihn sah, daß er niemals 
einen bessern Panzer gesehen, als diesen. Da war Amilias heiter und 
vergnügt und rühmte höchlich sich und seine Waffen. Und als er vor 
des Königs Tisch kam, da setzte er sich den Helm auf das Haupt, der 
war hellglänzend und aus der Maßen stark und dick, und dem Könige 
gefielen diese Waffen wohl. 
Und als der König gegessen hatte und die Tische aufgehoben 
waren, da ging Amilias hinaus auf einen Platz, da stand ein Stuhl, 
darauf setzte er sich hin. Nun ging auch der König hinaus, und alle 
seine Mannen mit ihm, darunter'auch Wieland, und wollten diese Wette 
hören und schauen. Amilias erzeigte sich nun ganz bereit zu der Probe. 
Da ging Wieland zu seiner Schmiede, nahm das Schwert Mimung 
und ging wieder zum König und hatte das Schwert bloß in der Hand. 
Nun trat Wieland hinter den Stuhl, auf welchem Amilias saß, und 
setzte des Schwertes Ecke an den Helm und sprach zu Amilias und fragte 
ihn, ob er etwas spüre. Da sagte Amilias: „Hau' zu mit aller Macht, 
denn deren wirst du bedürfen, wenn es durchdringen soll." Da drückte 
Wieland das Schwert so stark und schnitt damit so, daß es durch Helm 
und Haupt und Panzer und Bauch hinabfuhr bis auf den Gürtel, und 
fragte, ob er jetzt spüre, daß es schneide. Amilias antwortete, es wäre 
ihm so, als wenn ihm kaltes Wasser über den Leib führe. Da sagte 
Wieland: „Schüttle dich, und du wirst es erfahren." Nun schüttelte er 
sich. Und da sielen die Stücke zu beiden Seiten von dem Stuhl; und 
beschloß Amilias also seine Lebtage. Da sagten manche diesen Spruch, 
daß wer sein Haupt am höchsten trage, auch leicht am tiefsten falle. 
Nun verlangte der König, daß Wieland ihm das Schwert geben 
solle, und wollte es selber mit sich forttragen. Da sagte Wieland:
	        
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