Launige Erzählungen. 24
17. Doch sah er die blinde Grete bald
Und naht' und nickt' und machte Halt.
18. Seltsam! der Abt verwundert denkt
Und zupft und zerrt und treibt und lenkt.
19. Indes, bei aller Eil' und Hast,
Die Näh' der Grete beschämt ihn fast.
20. Er wirft einen Heller ihr in den Schoß,
Und plötzlich kommt er von ihr los.
21. Doch, was ist das? O Mißgeschick!
Beim lahmen Hans dasselbe Stück!
22. Indes die Not geht auch vorbei,
Mit dem zweiten Heller kauft er sich frei.
23. Doch bald zieht er die Stirne kraus,
Denn die Kupfermünze geht ihm aus.
24. Hei, stummer Jürgen und taube Mariann',
Heut' rücken für euch die Batzen an!
25. „Was!“ ruft er, „alles wie toll und blind?
Auch noch mein Silber dem Lumpengesind'?“
26. Vor Oberzellen sträubt sich gar
Bei eines Guldens Spende sein Haar.
27. Mit dem Gulden geht die Geduld ihm aus,
Und nun beginnt ein harter Strauß.
28. Vor Wilm beim nächsten Aufenthalt,
Da braucht er der Geißel ganze Gewall.
29. Und des Esels Tugend bäumt sich empor,
Weil bald auch sie die Geduld verlor.
30. Rings wirbelt der Staub, aufschrei'n die Frau'n,
Und der Abt liegt hinter dem Wilmer Zaun.
31. Heim kehrt das brave Tier allein
Und der brave Reiter hinterdrein.
32. „Herr Bischof,“ ruft er und keucht noch lang',
Und wischt sich den Schweiß von Stirn' und Wang
33. „Wenn Ihr mir Euren Esel leiht,
Seid auch mit Eurem Säckel bereit!“ —
34. „Gemach,“ sprach sanft der Bischof nun,
„Lernt auch von Tieren Gutes tun.
35. „Und wollt Ihr's nicht von einem Tier,
Wohlan, so lernet es von mir!
36. „Und wenn auch dies Euer Stolz Euch wehrt,
So lernt's von dem, der's mich gelehrt!“
Copel.
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