150 Anthologie mittelalterlicher Gedichte.
28. Der welsche Schrein.
Ei hört nur, wie der Papst so christlich unser lache,
So oft er seinen Welschen kündet, wie er's bei uns mache.
Wes er sich rühmt — o Schande, daß er's je erdacht!
„Zwei Alemannen hab' ich unter eine Krone bracht,
Daß sie das Reich zu wirren und zu sengen hasten.
Inzwischen füll' ich sänftlich meine Kasten.
Ich gängle sie zu meinem Stock; ihr Gut wird alles mein;
Ihr deulsches Silber fährt in meinen welschen Schrein.
Ihr Pfäfflein, esset Hühner, trinket Wein
10 nd laßt das Narrenvolk von deutschen Laien fasten!“
. Der Opserstock.
Sagt an, Herr Stock, hat Euch der Papst zu uns gesendet,
Auf daß Ihr ihn bereichert, doch uns Deutsche rupft und
pfändet?
Strömt reiche Fülle zu ihm in den Lateran,
So übt er bitterböse List, wie er noch stets getan:
z Er zetert: „Weh, im Sumpfe steckt des Reiches Karren!“
Bis abermals ihn kröpfen alle Pfarren.
Des Silbers trbpfelt wenig nur zum Heil für Gottes Land;
Denn großen Schatz verteilt gar selten Priesterhand.
Herr Stock, Ihr seid zum Schaden uns gesandt:
10 Ihr sucht im deutschen Volk nach blöden Weibern, schwachen
Narren.
30. Konstantins Schenkung.
Es hat der König Konstantin
Dem Stuhl zu Rom so viel verliehn:
Von Speer und Kreuz und Krone spricht die Kunde.
„O weh, o dreimal wehe!“ rief
„Der Engel da und seufzte tief;
„Wie gut stand's um die Christenheit zur Stunde!