Full text: Der deutsche Bauer (Heft 3, [Schülerband])

dem Bauer, schon mit dem Stolz feinerer Sitte; aber wie sehr er geneigt 
ist, über seine Umgebung zu spotten, er sürchtet sie auch, nicht nur ihre 
Fäuste und Waffen, auch die Schläge ihrer Zunge. Der langlockige Bauer 
bietet dem Ritter den Becher und zieht ihn schnell von dem Greifenden 
zurück, setzt ihn dann nach Hofgebrauch vor dem Tranke auf das eigene 
Haupt und schleift auf den Zehen durch die Stube, dann freut sich der 
Ritter, wenn der Becher dem dorstölpel vom Haupte fällt und ihn begießt. 
Dorfleben nach den Liedern Neidharts von Reuental.) 
Die zwölf Artikel der Sauern. (1525.) 
Zum ersten ist unsere demütige Bitte und Begehr, daß wir nun 
fürderhin Gewalt und Macht haben, den Pfarrer selbst zu wählen 
und wieder zu entsetzen, wenn er sich ungebührlich hielte.. .. 
Zum andern, den rechten Kornzehnt wollen wir gern geben, 
doch wie es sich gebührt. Den Viehzehnt (von Züllen, Kälbern, 
Lämmern) aber wollen wir nicht mehr geben, er ist ein unziemlicher 
Zehnt, den die Menschen erdichtet haben. ... 
Zum dritten ist der Brauch bisher gewesen, daß man uns für 
Eigenleute gehalten, welches zum Erbarmen ist. . . Das lehret 
ns Golt nicht. 
zZum vierten ist bisher im Brauch gewesen, daß kein 
armer Mann Gewalt gehabt hat, das Wildbret, das Ge— 
flügel oder die Fische im fließenden Wasser zu fangen, was uns 
ganz unziemlich und unbrüderlich dünkt, eigennützig und dem Worte 
Gottes nicht gemäß. Auch hegt in etlichen Orten die Obrigkeit das 
Wild uns zum Trotz und zu mächtigem Schaden, und wir sollen dazu 
stillschweigen, was wider Gott und den Vächsten ist. 
Zum fünften sind wir auch beschwert der Beholzung halben; 
denn unsere Herrschaften haben sich die Bölzer alle allein zugeeignet, 
und wenn der arme Mann etwas bedarf, muß er's ums doppelte Geld 
kaufen. Unsere Meinung ist, was für Bölzer Geistliche und Weltliche, 
die sie immer haben, nicht erkauft haben, die sollen einer ganzen Ge— 
meinde wieder anheimfallen. Und einem jeglichen aus der Gemeinde 
soll ziemlicherweise frei sein, daraus seine Notdurft umsonst ins Baus 
zu nehmen, auch zum Zimmern, doch mit Wissen derer, die von der 
Gemeinde dazu erwählt worden, wodurch die Ausreutung des Holzes 
verhütet werden wird. 
Zum sechsten ist unsere harte Beschwerung der Dien ste halb, 
welche von Tag zu Tag gemehret werden und täglich zunehmen. Wir 
begehren, daß man darin ein ziemlich Einsehen Ne und uns dermaßen 
nicht so hart beschwere, sondern uns gnädig hierin ansehe, wie unfere 
Eltern gedient haben, allein nach Laut des Wortes Gottes. 
Zum siebenten wollen wir hinfür uns von einer Herrschaft nicht 
weiter beschweren lassen, sondern wie es eine Herrschaft ziem⸗ 
licherweise einem verleiht, also soll er es besitzen, laut der Vereinigung
	        
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