Full text: Norddeutsches Lesebuch

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Der Berg, der ist mein Eigenthum. 
Da ziehn die Stürme rings herum, 
und heulen sie von Nord und Süd, 
so überschallt sie doch mein Lied: 
ich bin der Knab' vom Berge! 
Sind Blitz und Donner unter mir, 
so steh' ich hoch im Blauen hier; 
ich kenne sie und rufe zu: 
Laßt meines Vaters Haus in Ruh'! 
Ich bin der Knab' vom Berge! 
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Und wenn die Sturmglock' einst erschallt, 
manch Feuer auf den Bergen wallt, 
dann steig' ich nieder, tret' ins Glied, 
und schwing' mein Schwert, und sing' mein Lied: 
Ich bin der Knab' vom Berge! 
169. Die Lunde vom dt. Bernhard. 
Auf dem St. Bernhard in der Schweiz ist höoch über den Wolken 
ein Rloster erbaut, dessen Mönche es sich besonders angelegen sein las 
son, die Beisenden in diesen unvwirthlichen Gegenden zu beherbergen 
und zu pflegen. die halten eine besondere Art von groben Hunden, die 
gis dazu abrichten, solche Reisende aufzuspüren, die auf Gletschern und 
ĩn Eisspalten in Todesgefahr schweben. Sobald der Hund einen Ver 
unglückten ausgewittert hat, kehrt er in pfeilschnellem Lauf zu dem 
ihmn folgenden Nönch zurück und giebt ihm dureh Bellen und unruniges 
Sprünge seine Entdeéckung Kund. Dann wendet er um, immer zuru 
sehend, ob man ihm auch folge, und führt seinen Herrn sicher nach der 
Stelle hin, wo der Verunglückte liegt. Oft hängt man diesen Hunden 
ein PHläschehen mit Wein oder Branntwein und ein Körbchen mit Bro 
um den Hals, damit sie es dem ermüdeten Wanderer sogleich zur Stär 
Kkung darbieten können. Auf diess Weise erhält man vielen Menschen 
das Leben. Es ist erstaunlich, wie Rlug und gewandt sieh die Apen- 
hunde bei soleher Gelegenheit benebmen, Ein Engländer ging mit se 
nem Eührer in die schlüpfrigen Eisgegenden der Gletscher bindus, als er 
sich einer furchtbar tiefen Bisspalte zu sehr nahete, wollte ihn gein un 
rer zurückhalten, gerieth aber mit dem Reisenden zugleich ins Rufschen, 
Da erfabte deèr Hund mit Blitzesschnelle die Kleider seines Herrn, stemmte 
sich mit aller Kraft gegen die Eiswand, und die beiden Männer entgin· 
gen dem Uode. 
170. Wilde Thiere auf den Alpen. 
L1. Wenn in den Alpen ein Luchs gespürt wird, so wird alles aufgeboten, dieses 
reißenden und gefährlichen Räubers habhaft zu werden; doch weiß der sich gar gut zu ver⸗ 
steclen. So lange er in seinen Hochwäldern und Gebirgsklüften seine Nahrung findet, 
jagt er nicht weiter. Hier lebt er in den einsamsten und finstersten Schluchten mit seinem 
Weibchen und verräth seinen Aufenthalt nur selten durch sein durchdringendes, widerliches 
Heulen. So lange es geht, liegt er in der tiefsten Verborgenheit und jagt, auf dem Anstand 
lauernd, der Länge nach auf einem bequemen untern Baumast im Dickicht hingestreckt, 
wo ihn das Laubwerk halb verhüllt, ohne ihn beim Absprunge zu hindern. Auge und 
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