Abkömmling der Welfen, der auf dem letzten Kreuzzuge Proben großer und
seltener Eigenschaften abgelegt hatte, ward am 4. März 1152 zu Frankfurt
am Main in voller Fürstenversammlung unter dem Zujauchzen des Volks
zum Kaiser erwählt und darauf zu Aachen mit aller Pracht gekrönt.
Friedrich 1. (wegen seines blonden, ins Röthliche spielenden Bartes
von den Jtaliänern Barbarossa, von den Deutschen der Rothbart
genannt) war an Geist und Kraft einer der größten deutschen Kaiser. Schon
in seinem Aeußern, deutsch und edel, zeigte er seine Hoheit und Würde:
sein Wuchs war schlank und hoch, unter seinem kurzen blonden Haar
wölbte sich eine edle gedankenreiche Stirn über blauen Augen von tief ein¬
dringendem Blicke; der wohlgebaute Körper war fest wie Eisen und wohl¬
geübt in jeder Leibes- und Waffenübung. Aber er war auch klug und
von großem Verstände, unbeugsam in der Kraft des Willens, von Gesin¬
nung fromm, aber streng gegen die Uebergriffe der Geistlichen, ein Lieb-
baber der Künste und Wissenschaften, ein Sänger und ein Held. . Karl der
Große und die Ottonen wurden die Vorbilder seines, wiewohl oft ver¬
fehlten, Strebens.
Um die Majestät des Reichs in Italien und nach Außen wiederherzu¬
stellen, stieg er schon 1154 mit einem prächtigen Heere über die Alpen und
berief die Abgeordneten der italiänischen Städte und sämmtliche Reichsva¬
sallen zu einem Reichstage auf den ron ca lisch en Feldern bei
Piacenza. Wer nicht erschien, sollte seines Lehens verlustig gehen. Die
kaiserlich Gesinnten oder G hi belli neu gesellten sich zu ihm, die päpstlich
Gesinnten oder Guelphen blieben aus. Am meisten trotzte das mächtige
Mailand und -das feste Tortona, welche letztere Stadt der Kaiser nach
einer langwierigen Belagerung eroberte und zum abschreckenden Beispiele
der Erde gleich machen ließ. In der Lombardenhauptstadt Pavia empfing
er (1155) aus der Hand des Bischofs die Krone von Italien und rückte
dann mit großer Schnelligkeit gegen Rom vor.
Auf dem heiligen Stuhle saß um diese Zeit Hadrian IV. (1154 —
1159), der erst seit Kurzem wieder in seine noch in zwei Parteien getheilte
Residenz zurückgekehrt war. Damals hatte nämlich Arnold von Bres¬
cia, ein Freund der Freiheit und in Kirchensachen kühner Reformator,
durch seine Feuerworte das Volk von Brescia, bald auch jenes von Rom
begeistert und eine Revolution bewirkt, wodurch dem Papste alle Gewalt
in weltlichen Dingen genommen und seine Macht auf das Amt eines See¬
lenhirten beschränkt werden sollte. Fünf Päpste hatten vor dem gemeinen
Priester gezittert, der das zu einer weltlichen Republik umgestaltete Rom
zehn Jahre lang fast unumschränkt beherrscht hatte. Friedrich I., der im
Glauben seiner Zeit an die göttliche Einsetzung des Papstthums sich zum
Schirmherrn der römischen Kirche berufen fühlte, sah in der ganzen durch
Arnold hervorgebrachten Aufregung und in dem Schattenbild einer römischen
Republik nur eine italiänische Komödie, überlieferte den Ketzer als politischen
und kirchlichen Empörer dem Henker und antwortete den Gesandten jener
republikanischen Römer, welche mit der alten Roma republikanischen Tugen¬
den und Freiheit prahlten und ihm nur gegen eine Zahlung von 5000
Pfund Silber die Krone des Erdkreises reichen wollten, mit gerechtem
Hohn: „Nicht bei euch, die ihr verweichlicht und voll Trug seid, sondern
bei den Deutschen, bei uns, die wir voll Kraft und Treue sind, ist das