Full text: Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte

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feit, das Zögern und Schwanken der Verbündeten wußte Napoleon treff- 
lich zu benutzen und brachte den vier Heersäulen Blüchers empfindliche 
Niederlagen bei. Schon prahlte er: „ Ich bin Mainz näher als Paris!" 
Nach der blutigen Schlacht bei Craonne, Blüchers Sieg bei Laon ,/ , 
(Long) und dem Schwarzenbergs bei Bar surAub eWar ßür Ohb) 
warf sich Napoleon in den Rücken der Verbündeten, um sie nach dem 
Rheine zu locken. Man schickte ihm 10 000 Mann nach, die er für 
die ganze Armee hielt, und marschierte gegen Paris, in das Alexan¬ 
der und Friedrich Wilhelm nach Erstürmung des Montmartre mit 
ihren Truppen einzogen unter dem Jubel des wetterwendischen Volkes 
(31. März 1814). Zu spät erkannte Napoleon seinen Irrtum. Er 
wollte umkehren und Paris stürmen, aber seine Generale verweigerten 
den Gehorsam, der Senat setzte ihn ab, und er mußte in Fontaine- 
bleau (Fongtänblo) seine Abdankung unterschreiben. Der Bruder 
des ermordeten Königs Ludwig XVI. kehrte als Ludwig XVIII. 
auf dm Thron Frankreichs zurück. Napoleon aber wurde nach einem 
ergreifenden Abschiede von seinen alten Garden, die wie Kinder 
weinten, auf die Insel E l b a, den Rest seines Weltreiches, verwiesen. 
Der erste Pariser Frieden vom 30. Mai 1814 beschränkte 
Frankreich auf die Grenzen von 1792, forderte aber weder Kriegs¬ 
kosten noch die aus allen Ländern zusammengeraubten Kunstschätze 
zurück. Nur die Viktoria vom Brandenburger Thore in Berlin wan¬ 
derte wieder heim. ^ _ . 
7.' Die Schlacht bei Belle Alliance (Waterloo) am 18. Juni 
1815. Die verwirrten Verhältnisse Europas sollten auf dem Wiener 
Kongreß geordnet werden. Dort versammelten sich die Fürsten mit 
ihren Staatsmännern. Eine märchenhafte Pracht wurde entfaltet und 
Fest auf Fest gefeiert. Daneben schritt die Entwirrung nur langsam 
fort, da die widersprechendsten Ansprüche geltend gemacht wurden. 
Besonders geschäftig schürte der treulose und schlaue Franzose Talley- 
rctnd (Tallrang) die Zwietracht. Die Verbündeten waren nahe da¬ 
ran, das Schwert gegen einander zu ziehen. Wie ein Fuchs auf der 
Lauer beobachtete Napoleon den Zwist der Verbündeten und die 
wachsende Unzufriedenheit der Franzosen mit dem Bourbouenregimente. 
Plötzlich landete er zu Cannes, an der Südküste Frankreichs, mit 
seinen Getreuen und prahlte: „Mein Adler wird von Turm zu Turm 
fliegen, bis er sich auf Notre-Dame in Paris niederläßt." Wirklich 
fielen ihm Volk und Heer zu. Im Triumph durcheilte er Frankreich 
und zog — wieder Kaiser auf 100 Tage — in das jubelnde Paris 
ein, aus dem Ludwig XVIII. geflohen war. Die erneute Gefahr einigte 
die Kongreßglieder. Rußland erhielt Polen, ohne Posen und Krakau, 
Österreich Venedig, Preußen die Hälfte Sachsens und Länder am 
Rheine, dagegen verlor es Ausbach-Baireuth an Bayern, Ostfries¬ 
land an das Königreich Hannover und blieb in 2 Hälften zerrissen.
	        
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