fullscreen: Geschichtsbilder für Volksschulen

Herrschern Deutschlands nachgeahmt, und es drangen bei uns französische Moden 
und Sitten ein. 
Französische Raubkriege. In dem westfälischen Frieden hatte Deutschland 
bereits das schöne Elsaß an Frankreich abtreten müssen. Ludwig erklärte jedoch, 
daß er mit den abgetretenen Ländern mich ein Recht auf diejenigen Gebiete er- 
halten habe, welche ehemals mit dem Elsaß in irgend einem Verbände gestanden 
hätten. Er zog gegen Deutschland in den Krieg und verheerte besonders die 
schönen Rheingeqenden. Auch die freie Reichsstadt Straßburg wurde gewaltsam 
von den Franzosen genommen. Diese Stadt war snr Deutschland besonders wichtig, 
weshalb auch der deutsche Kaiser Karl V. einst sagte: „Wenn die Franzosen vor 
Straßburg und die Türken vor Wien ständen, würde ich zuerst dem bedrängten 
Straßburg zu Hilfe eilen." Da der damalige deutsche Kaiser Leopold I. von 
den Türken bedroht war, ließ er sich diese Gewalttätigkeit Ludwigs gefallen. 
Fast die ganze Pfalz wurde verwüstet und niedergebrannt: denn Ludwig XIV. 
wollte nach seiner Aussage die östliche Grenze seines Reiches durch eiue Wüste 
decken. Die französischen' Mordbrenner hausten so schrecklich, daß es schien, als 
wäre Attila mit den Hunnen wiedergekehrt. Im Dom zu Speier wurden sogar ' 
die geheiligten Gräber der deutschen Kaiser erbrochen, die Gebeine derselben 
zerstreut und die silbernen Särge sowie andere Kostbarkeiten geraubt. 
49. Die Türken vor Wien. 1683. Prinz Engen. 
Marsch der Türken ans Wien. Seitdem die Türken durch die Eroberung 
Konstantinopels (1453) im Südosten Europas festen Fuß gefaßt, bedrohten sie 
über zwei Jahrhunderte lang Deutschland unaufhörlich. Doch die größte Gefahr 
erwuchs dem Vaterlaude, als der Großvezier Kara Mustapha mit seinen 
(200000) Streitern durch Ungarn geradesweges auf Wien zog. Kaiser Leo- 
pold I. konnte dem furchtbaren Feinde kaum 30000 Mann entgegenstellen. 
Belagerung Wiens. Der tapfere Befehlshaber Graf von Starhemberg 
traf zu Wien große Verteidigungsanstalten unb wurde hierbei vou der ganzen 
Bürgerschaft eifrigst unterstützt. Endlich erschien (1683) der Vezier mit seinen 
Raubscharen vor der Stadt und schlug sein Lager vor den Mauern derselben j 
auf. $n einem Umkreise von 6 Stunden stand ein Zelt an dem andern. Ans 
der Mitte ragte das Prachtzelt des Veziers schimmernd empor. Bald stürmten ' 
die Türken unter fürchterlichem Allahgeschrei heran, um sich der Stadt zu be- i 
mächtigen. Da flog Starhemberg mit der Besatzung herbei und warf den Feind 
mit Löwenmut zurück. Am folgenden Tage wurde der Sturm erneuert, aber 
wieder zurückgeschlagen. Endlich kam die ersehnte Hilfe durch den Polenkönig. 
Wiens Errettung. Das christliche Heer unter Anführung des tapfern 
Polenkönigs Sobiesky begann mutvoll den Angriff. Allen voran war Sobiesky, 
der eigenhändig mehrere Türken erschlug und das Zeichen eines türkischen 
Großen, einen Roßschweif, eroberte. Bald ergriffen die Türken in der wildesten 
Unordnung die Flucht. Frohlockend eilten die Wiener nach zwei schrecklichen 
Monaten unter dem Geläute aller Glocken aus den Thoren in das Lager hinaus. 
Alles jauchzte dem Polenkönige als dem Retter Wiens zu und drängte sich um 
ihn, seine Hand, seine Stiesel und seinen Mantel zn küssen. 
Prinz <$ttflcn, Der edle Ritter In dem Türkenkriege, welcher noch lange 
fortdauerte, zeichnete sich besonders Prinz Engen von Savoyen ans. Da er 
als Knabe einen schwächlichen Körper hatte, so'sollte er nach dem Willen seiner 
Eltern ein Geistlicher werden. Eugen entschied sich jedoch für den Kriegerstaud. 
Als geborener Franzose wollte er bei Ludwig XIV. ius Heer treten, wurde aber i 
wegen feiner unscheinbaren Gestalt abgewiesen. Darauf trat er iit österreichische 
Dienste. Die Soldaten hatten anfangs wenig Respekt vor ihm; denn sie sagten: 
„Der kleine Kapuziner im grauen Mantel wird nicht vielen Türken den Bart 
ausraufen." Er erwies sich aber bald so tapfer und weife, daß er an die Spitze 
des Heeres gestellt wurde. Als Ludwig von Eugens glänzenden Wafsenthnten 
borte, wollte er ihn durch lockende Anerbietungen in seine Dienste ziehen. Der 
Held aber ließ dem französischen Könige sagen: „Ach bin jetzt kaiserlicher Marschall 
und durch die Pflicht der Dankbarkeit an meinen Herrn gebunden." Sehr 
glänzend war der Sieg, welchen Eugen über die Türken bei Belgrad (in Serbien) 
erfocht. In dem Feldlager vor dieser Festung ist auch das Lied entstanden:
	        
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