Der deutsche Durchbruch in Galizien
Nr. 5.
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Russischer Vormarsch auf Budapest
^■■■■geplant, aber mißglückt.
Der Durchbruch in Galizien und die Zertrümmerung der russischen Hauptarmee.
Rumänien
A. Der Druck der Russen über den Duklapaß in der Richtung auf
Budapest war seit dem Falle von Przemysl (22./B.) so stark geworden,
daß die Österreicher auch den Lnpkowpaß hatten aufgeben müssen und
bis über Homonna südwärts gedrängt waren. Zu ihrer Verstärkung
wurde deshalb ein „Deutsches Beskidenkorps“, 3 Divisionen, geschickt
(Württemberger, Pommern, Hessen), welches die Laborcza aufwärts
zwischen der österreichischen West- und der österreichischen Mittel¬
armee sich einschob und kräftig an dem Zurückdrängen des Feindes mit¬
arbeitete. Diese fünf Armeen standen sonach mit der Sicht nach Norden.
Eine noch wirksamere Entlastung bereitete sich inzwischen geräuschlos
im Westen Galiziens vor.
B. Schon länger stand westlich von Tarnow der Erzherzog Joseph
Ferdinand mit vorwiegend österreichischen Truppen. Ihm zugegeben
war deutscherseits die 47. Reservedivision. Zur Eroberung der Dunajec-
linie waren diese Truppen allerdings nicht ausreichend.
Deshalb wurde zu seiner Rechten unter dem Generalobersten
Mackensen eine große „Elfte“ Armee gesammelt (Garde, Hannoveraner,
Bayern, auch ein österreichisches Korps). Diese Armee war mit hervor¬
ragend starker Artillerie ausgestattet und hatte als nächste Aufgabe, bei
Gorlice durchzustoßen.
Somit standen den Russen zwischen Weichsel und Pruth sieben statt¬
liche Armeen gegenüber, abwechselnd immer eine österreichische mit
einer deutschen. Die Armeen Joseph Ferdinands und Mackensens hatten
das Gesicht nach Osten, die fünf Karpathen-Armeen wie gesagt zunächst
nach Norden.
Am 2. Mai um 6'/* Uhr begann Mackensen die Beschießung. Sie
war von nie gekannter Heftigkeit.* Plötzlich um 10 Uhr hörte sie auf.
Dann begann der Durchbruch. Drei, stellenweise sogar sieben Stellungen,
die teilweise stockwerkartig übereinander lagen, wurden genommen. —
Auch am 3. und 4. Mai wurde ununterbrochen kämpfend über Biecz und
Jaslo siegreich weiter gerückt. Und den gleichen Vormarsch machte
inzwischen die Armee Joseph Ferdinands. Schon am 6. Mai nahm sie
das stärker befestigte Tarnow und ging dann weiter auf die Wisloka vor.
Die Zähigkeit der Russen, die in den Höhen und den Flußläufen der
Ropa, Wisloka, Jasiolka, ebenso des Wislok immer wieder neue Wider¬
standsmittel fanden, und deren tapferer Führer Radko Dimitriew den
Kampf durchaus nicht aufgeben wollte, konnte den Sieg der Deutschen
und Österreicher nur wenig aufhalten. Ununterbrochen kämpfend, ge¬
langten diese schon am 15. Mai bis an den San und machten somit täg¬
lich etwa 11—12 km, gewiß unter solchen Umständen eine hervorragende
Leistung.**
* Eine ganz gewaltige Masse von Geschossen wurde auf die Russen
geschleudert. Während (nach dem „Matin“) die Deutschen im ganzen
Kriege 1870/71 817000 Granaten verschossen hatten, wovon 479 000 auf die
Festungen und 338000 auf die Feldschlachten fielen, wurden jetzt beim
Durchstoß in Galizien allein 700000 Granaten versendet, die auf 1000 Eisen¬
bahnwagen herbeigeführt waren. — Die Franzosen verfeuerten bei Arras
300000 Granaten; zum Heranschaffen an die französische Front hatten
4000 Wagen mit je 6 Pferden gehört.
** Schneller marschierte freilich ein Napoleon 1806, indem er von
Jena nach Berlin täglich 20 km zurücklegte, und noch schneller Blücher,
der von Waterloo bis Paris annähernd 26 km überwand. Aber beide
hatten unterwegs keinen ernstlichen Widerstand mehr zu bekämpfen.
Gleichzeitig näherte« sich ihr, aus den Karpathen hervorbrechend, die
ändern verbündeten Armeen. — Den letzten Widerstand am linken San-
uf'er versuchten die Russen am IB. Mai. Immer neue Sturmmassen, zuletzt
eine fünfte und sechste, wurden bei Jaroslau herangeholt; aber sämtlich
verbluteten sie unter dem Feuer der Verbündeten.
Nachdem Jaroslau genommen, der Sanübergang gesichert und Ra¬
dymno am 2B. Mai gestürmt, war der Fluß in größerer Ausdehnung
gewonnen. Man konnte demnach die Kämpfe im westlichen Galizien
abschließen, wenn man noch der beherrschenden Festung Przemysls
Herr wurde.
Unendlich viel Zeit und blutigste Opfer hatten die Russen vordem
für denselben Zweck geopfert und doch zuletzt ihr Ziel nicht durch die
Kraft ihres Angriffes, sondern nur durch Aushungerung erreicht. Viel
schneller gelang jetzt die Einnahme, indem man zunächst nach einer
furchtbaren Beschießung mit den 42-cm-Geschützen die nördlichen Vor¬
festen einnahm (die Bayern unter General v. Kneußl) und dann nach
viertägigem Kampfe sich am 3. Juni, morgens 3 Uhr 30 Min., im Sturm
der Stadt bemächtigte.
Auch die Maiverluste der Russen waren wieder gewaltig gewesen;
denn in dem einen Monat hatten sie 140000 Mann, 100 Geschütze und
300 Maschinengewehre eingebüßt.
Die gewaltigen Erfolge und Anstrengungen hätten für die Verbün¬
deten ein längeres Ausruhen gewiß gerechtfertigt, zumal da das Aus¬
scheiden österreichischer Heeres kräfte (Boroevic und Dan kl) Neuord¬
nungen nötig machte. Aber mit eiserner Entschlossenheit wurden alle
Schwierigkeiten rasch überwunden und unaufhaltsam sofort Durchbrüche
und Verfolgung fortgesetzt.* Das Hauptziel blieb die Grodekstellung und
die Einnahme Lembergs. Schon am 22. Juni konnte Böhm-Ermolli,
der den unmittelbaren Weg dahin einschlug, als erster die Hauptstadt
betreten. Sie hatte verhältnismäßig wenig gelitten, da die Russen sie
als russische Stadt betrachtet und behandelt hatten. Auch das Kaiser¬
haus hatte durch Besuch und Geschenke sie geehrt (Kaiser- und Heiligen¬
bilder in Massen), und die Bevölkerung hatte anscheinend leicht und
freundlich den Wechsel durchgemacht. Jetzt aber war doch der Jubel
über den Einzug der Verbündeten ein allgemeiner, und alles prangte
von Blumen und Fahnen. —
Zur Sicherung der Erfolge zogen die Sieger bis an den Bug, den sie
auch stellenweise überschritten. Die Fortsetzung dieser Verteidigungs¬
linie sollte im Süden die Zlota Lipa bilden, deren Einnahme und Schutz
der rechts abmarschierenden Armee Linsingens zufiel.
Entsprechend der Rückzugsbewegung der russischen Hauptarmee
schwenkten die ändern verbündeten Armeen links ab, zunächst Joseph
Ferdinand, der auf den Tanew zu marschierte; dann auch Mackensen,
v. d. Marwitz und Böhm-Ermolli, letztere in dem Maße, als sie öst¬
lich am Bug frei wurden.
C. Die Befreiung Galiziens war im wesentlichen beendet. Ein noch
schwereres Ungewitter sollte sich jetzt im Königreich Polen um die
russische Hauptarmee zusammenziehen.
Im einzelnen siehe die folgende Karte; auch Karte 13.