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die Watlings-Insel, welche die Eingebornen Guanahani, Columbus
aber St. Salvador nannte. Von hier fuhr er südwestl. und entdeckte
Cuba und Haiti (von ihm Hispagnola genannt). — Im nächsten
Jahre, 1493, unternahm er mit 17 Schiffen eine zweite Reise,
auf welcher er bloß Porto Rico und Jamaica nebst mehreren
kleinen Antillen entdeckte. — Auf der dritten Fahrt (1498
bis 1500) ‘hielt er sich südlicher und kam nach Trinidad. und in
das Deltaland des Orinoco. Bei Hofe verleumdet, wurde er von
Bobadilla in Ketten nach Spanien zurückgesandt, aber von dem
Königspaar in Ehren empfangen und mit Schiffen zu einer vierten
Fahrt ausgerüstet. Auf dieser (1502—1504) entdeckte er die Ost-
küste von Mittel-Amerika (Honduras und Costa Rica), die er für
den Ostrand Asiens hielt. Zwei Jahre nach der Rückkehr von der
Fahrt starb er (1506) zu Valladolid,
G. Kultur,
A. Politische und sociale Verhältnisse, insbesondere in Deutschland,
a. Verfassung. Mit dem Sinken der kaiserlichen und päpst-
lichen Gewalt entwickelten sich in Europa die Nationalstaaten.
Frankreich und England, Spanien und Portugal traten als ebenbürtige
Staaten neben Deutschland. Aber auch in Deutschland machte sich
das Nationalitäts-Prinzip geltend, indem mit dem Sinken der kaiser-
lichen Gewalt auch die Abhängigkeit von Rom (unter Maximilian I.)
vollständig gelöst wurde.
Innerhalb der Staaten trat eine völlige Umwandlung der Verfassung
ein. Solange der Grundbesitz die Basis des Wohlstandes abgab, waren Adel
und Klerus die Stützen der Staaten und die Rivalen des Königtums. Als aber
Handel und Gewerbe aufblühten, gewann das bewegliche Vermögen an
Bedeutung und die Besitzer des Geldes, in erster Reihe der Bürgerstand,
verbanden sich mit dem Königtum als dritter Stand zur Beschränkung der
beiden andern. Das Königtum gestand ihnen eine Vertretung bei den
Reichstagen zu, dafür aber hob es Steuern ein, welche es zur Besoldung
von Heeren verwandte, um mit diesen die Macht des Adels und Klerus zu
brechen. Auf diese Weise erstarkte die Macht der Könige, hauptsächlich
in den romanischen Staaten (in Frankreich unter Ludwig XI., in Spanien unter
Ferdinand dem Katholischen).
Deutschlands Verfassung entwickelte sich im vollsten Gegen-
satze zu den romanischen Staaten des Westens. Dort hob sich die
Königsmacht und führte die Einigung aller Teile herbei, hier sank
die kaiserliche Gewalt und in Folge dessen löste sich die Reichs-
einheit auf. Schon durch die Erblichkeit der größeren Lehen ge-
wannen die größeren Vasallen eine selbständige Landeshoheit,