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Das Zeitalter der religiösen Kämpfe 1519 — 1648.
Zwwgli § 122. Die schweizerische Reformation ging von Ulrich (Huld-
i484-i53i. reich) Zwingli aus. Dieser war in dem toggenburgischen Gebirgs-
dorf Wildhaus 1484 geboren, studierte auf den Universitäten Wien
und Basel, wo er ganz seinen humanistischen Neigungen lebte,
wurde dann Pfarrer in Glarus, Feldprediger bei Schweizer Sold-
truppen in Italien, Leutpriester an der Wallfahrtskirche zu Einsiedeln,
1519. 1519 endlich Prediger am großen Münster zu Zürich. Nachdem
er 1519 gegen den Ablaßprediger Samson aufgetreten war und dessen
Eintritt in das Züricher Gebiet verhindert hatte, begann er seit
1523. 1523 mit Genehmigung des Rats von Zürich die Reformation der
Kirche. Auch in Zürich übernahm die weltliche Behörde, der Rat, das
Kirchenregiment; der Gottesdienst wurde auf Predigt und Gebet
beschränkt, die Bilder, Altäre, auch die Orgeln aus den Kirchen ent-
fernt; eine strenge kirchliche Sittenzucht wurde durchgeführt.
Zwmgli und Zwingli war weit stärker als Luther von den Gedanken des
Luther. Humanismus, u. ct. von Erasmus, beeinflußt. Luther wurde durch
die Tiefe seines religiösen Gefühls zum Bruch mit der alten Kirche
getrieben, Zwingli mehr durch den nach Wahrheit suchenden Verstand.
Luther hielt in seiner konservativen Weise an vielem fest, was der
radikalere Zwingli verwarf; Luther faßte die religiösen Dinge mystischer,
gefühlsmäßiger, Zwingli nüchterner auf, ein Gegensatz, der besonders
in der Abendmahlslehre hervortritt; Luther suchte die Religion von
der Vermischung mit weltlichen und politischen Dingen fernzuhalten,
Zwingli verband mit der Stellung des Reformators die eines leiten-
den Staatsmannes des Züricher Freistaats.
Die Reformation fand bald auch in Bern, Basel, Schaff-
hausen, Appenzell, Glarus Eingang, während die Urkantone
katholisch blieben. Bald trat Zwingli nicht nur mit den süddeut-
schert Städten, welche zur neuen Lehre übergetreten waren, sondern
auch mit Landgraf Philipp von Hessen in Verbindung. Der Versuch
Reiigionsge- freilich, den dieser machte, durch das Religionsgespräch zu Mar-
^burg4i52gr= bürg eine Einigung zwischen Luther und Zwingli herbeizuführen
scheiterte an der verschiedenen Auffassung der Abendmahlslehre.
Karls V. Kriege mit Franz I. Die Gründung der öster¬
reichisch-ungarischen Monarchie.
Karls v.poli- § 123. Karls V. Kriege mit Franz I. von Frankreich. Daß die
tische Pläne. Reformation in Deutschland trotz des Wormser Ediktes so wenig
Hinderung fand, verdankte sie dem Umstand, daß Karl V. gleichzeitig
in der äußeren Politik umfassende Pläne verfolgte. Sein Ziel war in
erster Linie die Wiedergewinnung Mailands, das, obwohl deutsches
Reichslehen, seit der Schlacht von Marignano wieder in der Hand