fullscreen: Für mittlere Klassen (Theil 2, [Schülerband])

343 
mit dazwischen gestellten Musketieren, alles zusammen in zwei Linien. 
Diese eingestreuten Musketiere erwiesen sich außerordentlich wirksam und 
wurden bald sehr gefürchtet von den Katholischen. „Schießt nicht eher," 
sagte er damals zu den Fußtruppen, „als bis ihr das Weiße im. Auge 
des Feindes sehen könnt! Und ihr," rief er den Reitern zu, „hämmert 
nicht euer Schwert stumpf an den stahlbekleideten Oesterreichern, sondern 
stecht zuerst das Pferd nieder, der unbehülfliche Reitersmann kommt dann 
leicht hinterher!" 
Diese Rathschläge bewährten sich in der nächsten Viertelstunde. Auf 
dem rechten Flügel, ihm gerade gegenüber, hatte sich Pappenheim aus¬ 
gestellt mit der gefürchteten wallonischen Reiterei, den Regimentern Pic¬ 
colomini, Strozzi, Merode, Baumgarten. Er suchte den Ketzerkönig und 
wußte, daß dieser gern den rechten Flügel führe. — Die Mitte der 
Schweden befehligte Teuffel, und dort war auch der geniale Torstenson, 
welcher die Artillerie leitete und durch rasches und gutes Feuern den 
Vortheil der Seinigen beträchtlich förderte. Hier stand Tilly selbst gegen¬ 
über mit dem Kern seiner Fußtruppen, mit den Regimentern Holstein, 
Chiesa, Gallas, Fürftenberg, Balderon, Blankart, Tilly, Geisa, darun¬ 
ter Regimenter in denen die Erinnerungen der ehernen spanischen Infan¬ 
terie noch lebendig waren aus den Niederlanden. Den linken Flügel der 
Schweden führte Gustav Horn. An ihn schlossen sich die Sachsen unter 
Arnheim, und dieser Seite gegenüber befehligte Fürstenberg den rechten 
Flügel der Kaiserlichen, welcher die sogenannten unüberwindlichen Kron¬ 
berger und zum Beunruhigen und Schwärmen den wilden Isolan mit 
den Kroaten unter sich hatte. 
Da alles aufgestellt war zur offenen Feldschlacht, ritt der Schwe¬ 
denkönig in die Mitte seiner Heeresordnung, legte seinem ruhigen Rosse 
bie Zügel auf den Hals, zog den Degen aus'der Scheide, nahm den 
Hut vom Haupte, senkte den Degen. Der große, starke Mann mit dem 
kantigen Kopfe, in kurzem Haar und blondem Schnurr- und Kinnbart 
gab einen majestätischen Anblick, als er die großen, blauen Augen zum 
Himmel richtete und die gewaltige Stimme erhob. Die Schweden erzäh¬ 
len, er redete so laut, daß das ganze Heer jedes seiner Worte vernahm. 
'.Allgütiger Gott!" sprach er, „der du Sieg und Niederlage in deiner 
'ffand haltst, wende dein huldreiches Angesicht auf uns, deine Diener. 
Aus fernen Landen und friedsamen Wohnungen sind wir hierher gekom¬ 
men, um für die Freiheit, für die Wahrheit, für dein Evangelium zu 
kämpfen! Verleih uns Sieg um deines heiligen Namens willen. Amen!" 
Auch für den gewöhnlichen Menschen hat der Schwedenkönig etwas von 
^nem Hohenpriester. — Unterdeß war nach altem, noch herrschendem 
Brauch ein Trompeter an Tilly abgesendet worden, um diesen und des- 
ffn Heer zum Kampfe herauszufordern. Tilly antwortete: „Ich bin die¬ 
sem Kampfe niemals ausgewichen, und der Schwedenkönig weiß, wo ich 
ZU finden." 
So war es Mittag geworden. Das Kanonenspiel begann, Tilly 
wollte sich lieber in seiner vorteilhaften Stellung angreifen lassen, Gustav 
Adolf hoffte, er werde diese verlassen. So wurde zwei Stunden lang 
uur mit Kanonen geschossen, bis den Schweden, denen der Wind allen 
Aauch und Staub zutrieb, so daß sie wie in dunkler Nacht standen, 
Mer Zustand unerträglich wurde. Deshalb ließ der König, um besseren 
Wind zu gewinnen, das ganze Heer eine Schwenkung nach rechts machen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.