I. Die Revolution in Frankreich 1789 — 1799.
91
linken Rkeinufers blieb; eine Demarkationslinie sollte das neutrale
Norddeutschland, — dessen Kultur freilich in der nun folgenden
Friedenszeit Fortschritte machte, — von Süddeutschland scheiden;
stillschweigend war vorausgesetzt, dafs die Entschädigung Preufsens
für die abgetretenen linksrheinischen Gebiete in Säkularisationen
geistlicher Gebiete zu finden sein sollte. Bald darauf folgte der
Friede, dann sogar ein Bündnis Frankreichs mit Spanien.
Nun stellte Carnot gegen Österreich drei Heere auf: Jourdan
und Moreau sollten vom Nieder- und Oberrhein nach Süddeutsch¬
land rücken und dem von Italien durch Tirol gegen Wien vor¬
dringenden Bonaparte die Hand reichen. Doch Erzherzog
Karl, der Bruder des Kaisers Franz, zwang Jourdan durch seine
Siege bei Amberg (n. von Regensburg) und Würzburg 1796
zur Flucht, worauf sich auch Moreau nach dem Oberrhein zurück¬
zog. Da brachten Bonapartes Siege in Italien den Umschwung.
Napoleone Buonaparte, der Sprofs eines corsischen Adels¬
geschlechts, war als ältester Sohn des Advokaten Carlo B. und
der Lätitia geb. Ramolino am 7. Jan. 1768 zu Corte auf Corsica
geboren1, erhielt auf den Kriegsschulen zu Brienne und Paris
seine Erziehung, zeigte in der Mathematik und Artilleriewissen¬
schaft ungewöhnliche Begabung und wurde (1785) Leutnant. Bis
1793 war sein Ideal an der Seite des Volkshelden Pasquale Paoli
sein Vaterland von der Herrschaft Frankreichs zu befreien1 2. Seitdem
trat in ihm ein Umschlag ein: er wurde begeisterter Franzose,
erfüllt von jakobinischen Ideen. Mit der Einnahme von Toulon
beginnt seine geschichtliche Laufbahn. Der 13. Vendömiaire ver¬
pflichtete ihm die Regierung. Auf Barras’ Empfehlung erhielt er
das Kommando der italienischen Armee. Italien wurde die Wiege
seines Ruhmes. Vor seiner Abreise heiratete er die 5 Jahre ältere
1) Diese Daten sind ziemlich zweifellos die richtigen, so dafs Josef der
zweite Sohn und am 15. August 1769 geboren ist. "Wahrscheinlich hat der
Tater die Geburtsscheine der beiden Söhne vertauscht, um Napoleon die Auf¬
nahme in die Schule zu Brienne zu verschaffen, in die über 10 Jahre alte
Knaben nicht eintreten konnten.
2) In der ersten Hälfte des 18. Jh. rifs sich Corsica unter Paoli von
Genua los, unter dessen Herrschaft es seit dem 14. Jh. gestanden hatte. Genua
rief Frankreich zu Hilfe und trat darauf die Insel an die Franzosen ab. Nun
eroberten diese Corsica (1769).