Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 (Teil 6)

20 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preußisch-deutschen ©efchichte. 
Kirchliche Verhältnisse. In England war allein die von Hein- 
rich VIII. vorbereitete, von Elisabeth ausgestaltete Anglikanische Kirche 
gesetzlich anerkannt. Ihr gehörte auch Jakob I. an, obwohl er kalvinisch 
erzogen worden war. Die Katholiken wurden unter seiner Regierung 
politisch völlig entrechtet, nachdem die von enttäuschten und erbitterten 
Katholiken angezettelte Pulververschwörung gegen den König und das 
Unterhaus entdeckt worden war. Verboten waren auch die Sekten. Unter 
ihnen wurde die der Puritaner (sie wollten die Kirche in ihrer Rein- 
heit, puritas, herstellen), die in Lehre und Gemeindeversassung den schot¬ 
tischen Presbyterianern folgten, die wichtigsten; obwohl unter Elisabeth 
und den Stuarts mit blutiger Strenge verfolgt, gewannen sie beständig 
an Mitgliedern. Die Jndependenten, die völlige Unabhängigkeit 
jeder Gemeinde forderten, zogen die äußersten Folgerungen dieses religiösen 
Subjektivismus. Zu ihrer Sekte gehörten John Milton, der Dichter 
des Verlorenen Paradieses, und Oliver Cromwell. 
In Schottland herrschte die von John Knox begründete Pres- 
byterialversassuug der Gemeinden. 
Die Iren waren in ihrer Mehrzahl katholisch. 
Diese schwierigen Verhältnisse in Kirche und Staat wurden durch 
eigenwillige Eingriffe der Stuarts noch verschlimmert. 
§ 10. Karl I. (1625—1649) übernahm mit den verhaßten Günst- 
lingen seines Vaters auch dessen Zerwürfnisse mit dem Unterhause. Als 
ihm das Parlament im Jahre 1628 eine Zusammenstellung aller seiner 
Beschwerden, die Petition of right, überreicht hatte, löste er es auf und 
versuchte ohne seine Mitwirkung zu regieren. Lord Strafford war sein 
politischer Berater; die von ihnen eingeschlagene Regierungsweise mußte 
schließlich zum königlichen Absolutismus führen. Aber die Erhebung von 
Steuern, die das Parlament nicht ausdrücklich genehmigt hatte, traf auf 
Widerstand in der Bevölkerung. So weigerte sich John Hampden, das 
„Schiffsgeld" zu zahlen, und als er deshalb vor Gericht verurteilt 
wurde, geriet die ganze Nation in große Erregung. 
Noch mehr erbitterte es die Englä'nder, daß sie in den Änderungen 
an der Liturgie und den Gebräuchen der Hochkirche, die William Land, 
Erzbischof von Canterbury, mit Zustimmung des Königs vornahm, 
die Vorbereitungen zur Rückkehr in die römische Kirche zu erkennen 
glaubten. 
Die Puritaner erlitten schwere Verfolgungen, daher wanderten viele 
Familien nach Nordamerika aus. 
Besonders ungünstig war es für Karl, daß er auch in seinen aus- 
wärtigen Unternehmungen keine Erfolge errang. 
Er hatte auch bei den Schotten den Versuch gemacht, die Episkopal- 
kirche einzuführen, aber diese hatten sofort einen förmlichen Bund, den 
Covenant, zum Schutze ihrer presbyterianischen Kirchenverfassung
	        
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