Full text: Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde

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Wie es nun damit zugegangen und wodurch eine solche Veränderung 
entstanden sei, das wissen die Gelehrten selber nicht so recht. Die 
heilige Schrift aber und die Sagen vieler Völker in Europa, Asien und 
Amerika erzählen uns von einer großen Fluth, von der Sündfluth, 
oie über den ganzen Erdboden kam, und seine höchsten Berge bedeckte, 
und wobei fast alle auf der Erde lebenden Wesen untergingen. Ein 
Theil des damaligen festen Landes scheint, wie es noch jetzt bet ein¬ 
zelnen Inseln geschieht, im Meere versunken zu sein, und ein Theil des 
Meeresgrundes ist dabei zum trockenen Lande geworden. 
Zwar führen nicht alle Berge solche Muscheln und Seegewächse oder 
Salz bei sich, woraus man schließen könnte, daß sie ehemals Meeres¬ 
grund gewesen wären, aber alle, auch die, bei denen das nicht der 
Fall ist, sind offenbar, bis auf die wenigen aus vulkanischem Feuer 
erzeugten, aus dem Waffer und im Wasser gebildet. 
Die Gebirge, welche keine Muscheln, keine Steinkohlen und keine 
Salze enthalten und zugleich die höchsten Berge der Erde bilden, nennt 
man Urgebirge. Sie bestehen entweder aus Thonschiefer, woraus 
unsere Schiefertafeln gemacht werden, oder aus Glimmer, einem 
Schiefer, der viel glänzende dünne Blättchen bildet, oder aus Granit. 
Me Urgebirge haben die meisten Erze: Gold, Silber, Blei, Zinn, 
Kupfer und Eisen in sich. 
Die Gebirge, welche hauptsächlich aus Kalk, Sandstein und 
Gips bestehen und viel Muscheln, Steinkohlen rmd Salz in sich 
führen, nennt man Flözgebirge. Diese Steinmassen liegen in großen 
Lagen über einander, die man Schichten nennt, und die dem Gebirge 
das Aussehen geben, das etwa eine Mauer hat, in der recht große 
Quaderplatten von verschiedener Form eine über die andere gelegt sind. 
Solche Lagen nennt der Bergmann Flöze. Diese Gebirge enthalten 
zwar nicht so viele Erze, als die Urgebirge, doch an manchen Orten 
einen sehr kupferreichen Schiefer, auch etwas Blei und Galmei und 
sehr viel Eisen. 
Den losen Sand, Lehm und Töpferthon, die in unseren Ebenen 
liegen und woraus auch die Hügel bestehen, die man da sieht, nennt 
man aufgeschwemmtes Land. Da findet man außer dem Lehm 
und Töpferthon und außer Braunkohlen nicht viel Besonderes. Über 
allen diesen Gebirgsarten liegt dann die Damm- und Garteneroe. 
8. Das Innere der Erde. 
Tief ist der Mensch freilich noch nicht in die feste Erdrinde ein¬ 
gedrungen, die er bewohnt. Denn obgleich die tiefsten Bergschächte in 
Tyrol und Böhmen über 937*" hinunter in die Erde gehen, so 
ist das doch wie gar nichts zu rechnen gegen die Dicke unseres Erd¬ 
körpers, von seiner Oberfläche bis zu seinem Mittelpunkte. Denn 
diese Dicke beträgt bei 7 Millionen Meter. Dagegen ist die Höhe, 
auf welche der Mensch hier auf seiner lieben Erdoberfläche aus seinen 
Thälern und Ebenen hinaufgestiegen ist, schon ungleich beträchtlicher, 
Haesters' Lesekuch für Oberkl. Sinrultan-Ausgaöe. 27
	        
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