Full text: Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (Teil 5)

Deutsche Geschichte im Mittelalter. I. 
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aus allen deutschen Stämmen Konrad von Franken — in engerer 
Wahl mit seinem Vetter Konrad von Kärnten — zum König gewählt. 
Konrad IL ist einer der bedeutendsten Könige des Mittelalters, aus 
Mehrung der Königsmacht bedacht, kräftig eingreifend, gewandt und aus- 
dauernd im Unterhandeln, berühmt als glücklicher Krieger. 
Konrad verfügte wie die Ottonen unbeschränkt über Bistümer und 
Reichsabteien, er führte die Praxis ein, von dem neu ernannten 
Bifchof eine Abgabe zu erheben. Den Besitz der Kirche vermehrte er 
dagegen nicht, ja er suchte sogar davon, wenn möglich, zurückzugewinnen; 
das Reichsgut nahm er in eigene Verwaltung, die er seinen Ministerialen, 
abhängigen, zum Teil unfreien Leuten, die zu Hof- und Kriegsdienst Der- 
pflichtet waren, anvertraute. Die Herzogswürde in Schwaben und Bayern 
übertrug er auf seinen Sohn Heinrich. 
Er schützte die unteren Stände, indem er für die Erblichkeit der 
Afterlehen eintrat (in Italien hat er sie sogar durch Gesetz eingeführt), 
und begünstigte die ausblühenden Städte. Beide vergalten seine Fürsorge 
durch ihre Anhänglichkeit; eine große Fürstenverschwörung gegen ihn 
scheiterte, da die Aftervasallen zum König hielten. 
In Oberitalien wollte man nach dem Tode Ottos III. einen eigenen 
nationalen König haben; es gelang Konrad erst nach harten Kämpfen, 
das deutsche Ansehen wiederherzustellen. 
Erfolgreicher war Boleslav Chrobry, der sich selbst zum König 
der Polen krönte und damit tatsächlich vom Reiche loslöste. Erst seinen 
Sohn und Nachfolger unterwarf Konrad und nahm ihm auch die Lausitzen 
wieder ab. Dagegen gab er die Mark Schleswig an Knut den Großen 
von Dänemark und England. 
Konrad gewann Burgund nach dem Tode des letzten Königs sür 
das Reich, er hatte darüber mit seinem Stiefsohne Ernst von Schwaben, 
der nähere Ansprüche zu haben glaubte, zu kämpfen. Nach wiederholten 
Empörungen kam Ernst im Schwarzwald um. 
Konrad starb 1039 und liegt im Dom zu Speyer, inmitten der' 
Güter seines Hauses, begraben. 
Heinrich III. (1039—1056) war gelehrt erzogen worden, von starker, 
durch kluniazensische Gedanken gefärbter Frömmigkeit, energisch und herrisch 
wie sein Vater, nicht immer gleich folgerichtig handelnd. 
Die deutsche Kirche regierte er ebenso wie sein Vater, nur verzichtete 
er auf die Abgabe der Bischöfe, da sie den streng kirchlichen Kreisen 
anstößig war. Die Herzogtümer, die er von seinem Vater erhalten hatte, 
verlieh er wieder. Um dem Fehdewesen zu steuern, versuchte er die treuga 
Dei, den Gottesfrieden, der in Frankreich unter dem Schutze der hohen 
Geistlichkeit eingerichtet war, in Deutschland einzuführen, doch mußte er 
dem Widerstande des Adels gegenüber sein Vorhaben aufgeben. Auch ge- 
lang es ihm nicht, den mächtigen Herzog Gottfried von Niederlothringen, 
der sich empört hatte, zu unterwerfen.
	        
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