Full text: Drittes Lesebuch für die oberen Mittelklassen der deutschen Volksschulen

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nirgends zeigt sich eine Spur von dem geträumten Lande; immer 
wieder ist nichts als ein unabsehbares Wassermcer um uns ausgebreitet. 
So vergeht uns der zweite Tag und die zweite Nacht, aber auch 
der dritte und vierte Tag; sie bringen uns nichts anders als Himmel 
und Wasser. Der Anblick fängt an, uns zur Gewohnheit zu werden. 
Wir träumen des Nachts, wir schliefen zu Hause in unseren heimischen 
Betten; aber wenn wir erwachen — das Schwanken des Schiffes 
versetzt uns immer wieder in die neue, einförmige Wirklichkeit. So 
vergeht eine Woche, und noch immer ist der Weg über den atlantischen 
Ozean, der Europa von Amerika trennt, nicht zurückgelegt. Kannst 
du dir nun denken, wie unermeßlich groß das Weltmeer sein muß? 
A. Bcrthclt. 
156. 0i6 Schiffahrt. 
Die Schiffahrt ist es, welche die verschiedenen Weltteile 
miteinander in Verbindung setzt. Wie es vielerlei Fuhrwerke 
auf dem Lande gibt, so haut man auch allerlei Fahrzeuge, um 
das Meer zu befahren. Die Wilden fahren auf Flößen oder 
höhlen große Baumstämme aus und wagen sich in denselben 
mit einigen Rudern selbst auf die hohe See. Schon künstlicher 
gebaut sind die Kähne, welche aus Brettern bald kleiner, bald 
größer, bald flacher, bald tiefer zusammengesetzt werden. Da 
man in einem offenen Kahne dem Regen und den Sonnen¬ 
strahlen ausgesetzt ist, so geriet man auf den Gedanken, auf 
demselben eine Bedeckung anzubringen. Man richtete Stangen 
auf und befestigte Felle oder Tücher zeltartig darüber oder 
machte aus Brettern ein kleines Gemach. Zuerst bewegte man 
dieses Fahrzeug nur mittelst der Ruderstangen weiter und brachte 
bei größeren Kähnen vier, sechs und noch mehr Ruder an. 
Allein mit der Zeit lernte man den Wind zum Forttreiben der 
Kähne benutzen. Man spannte ein Tuch zwischen zwei Stangen 
aus, so daß der Wind sich darin fing und das Fahrzeug auf 
der glatten Meeresfläche weitertrieb. Auf diese Art entstanden 
nach und nach aus Kähnen Schifflein mit einem Verdecke, mit 
Mast und Segel, und aus den Schifflein wurden endlich 
große Schiffe mit mehreren Verdecken, Masten und vielen 
Segeln. Es werden jetzt Schiffe gebaut, so geräumig wie 
große Häuser; sie dienen teils zum Versenden von Gütern und zur 
Beförderung von Menschen, teils zum Kriegführen. Die größten
	        
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