Full text: Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neueste Zeit bis 1648 (Bd. 2)

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des pfälzischen Kurfürsten vollständig besiegte. Obwohl Mansfelds 
Truppen noch ganz unversehrt waren, so wagte Friedrich doch nicht, sich 
in Prag zu verteidigen, sondern floh eiligst durch Schlesien und Bran- 
denbnrg, wo man dem „Winterkönige" keine Aufnahme gewährte, nach 
Holland. 
Jean Terclaes Graf zu Tilly, der Sohn eines kaiserlichen 
Kriegsrats, wurde auf einem Landgute bei Lüttich geboren. Von seinen 
Eltern wurde er für den geistlichen Stand bestimmt; aber er entschied sich 
für das Kriegshandwerk. Er nahm zuerst bei den Spaniern in den 
Niederlanden, dann bei den Kaiserlichen Dienste. Seine ersten Lorbeern 
errang er im Kriege gegen die Aufständischen in Ungarn an der Spitze 
eines auf eigene Kosten geworbenen Regiments. Nach Beendigung des 
Krieges in Ungarn trat er in den Dienst der Liga und des Herzogs von 
Bayern. 
In dem wieder unterworfenen Böhmen brachte jetzt der Kaiser das 
Jus reformandi in Anwendung. Der Majestätsbrief wurde für erloschen 
erklärt; die Anstifter des Aufstandes wurden hingerichtet, ihre Güter 
wurden eingezogen und versteigert oder zur Belohnung den Anhängern 
des Kaisers geschenkt. Viele Protestanten wanderten aus. 
2. Der pfälzische Krieg (1622). Wenngleich der geächtete 
Böhmenkönig selbst den deutschen Boden verlassen und sich sogar die 
Union, von dem spanischen Feldherrn Spinola bedrängt, förmlich aufgelöst 
hatte (1621), so traten doch für ihn drei Vorkämpfer in die Schranken. 
a) Der erste war Ernst von Mansfeld, der Sohn eines kaiserlichen 
Statthalters von Luxemburg. Im katholischen Glauben erzogen ging 
er, als ihm der Kaiser sein väterliches Erbgut vorenthielt, zu dessen 
Feinden und zu der Sache der Protestanten über. Er wandte zuerst 
den schrecklichen Grundsatz an, daß der Krieg den Krieg ernähren müsse. 
Tapser und verschlagen, dem abenteuerlichen Kriegsleben mit Leidenschaft 
ergeben und ein freigebiger Verteiler der Beute wurde er von seinen 
Soldaten schwärmerisch verehrt. Aber seine Weise, den Krieg zu führen, 
brachte zuerst jene Zuchtlosigkeit und Beutegier unter die Heere, welche 
diesen Krieg zu einem wahren Verwüstungskriege machten. In seinem 
Lager erschien bald auch der flüchtige Kurfürst Friedrich von der Pfalz. 
b) Christian von Braunschweig, Administrator des Bistums Halber- 
stadt, ein tapferer, junger Söldnerführer voll Leichtsinn und Übermut, 
aber ohne politische Berechnung, entschied sich für die Sache des pfäl- 
zischen Kurfürsten, weil er fürchtete, der Kaiser könne ihm sein säkulari- 
siertes Bistum nehmen. Er führte den Krieg in Mansfeldfcher Weise;
	        
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