Kirchcngcschichte. i4l
nicht mehr in sinnlosen Gebrauchen und Mcffelesen,
sondern in einer vernünftigen, bibelgemäßen Anbetung
Gottes im Geist und in der Wahrheit, in erbauli¬
chen Gesängen und belehrenden Vortragen, die jedoch
erst seit der Mitte des siebe »zehnten Jahr¬
hunderts in hochdeutscher Sprache gehalten
wurden. — Bereits mit dem Schluffe des fünften
Jahrzehends des sechszehnten Jahrhunderts waren
sammtliche Klöster crngegangen und größtenthcils ge¬
schleift, so daß gegenwärtig von den meisten kaum
die Stelle noch angegeben werden kann, wo einst ihre
gcweihcten Mauern standen. Zu bedauern ist nur,
daß man die reichen Schatze der Klöster nicht zu bes¬
sern Zwecken verwandt und aus ihren bedeutenden
Fonds — zusammen auö einem Grundeigenthum von
50,000 Grasen kultivirtcn Landes und vielen Erbpach¬
ten und sonstigen Einkünften bestehend — keine from¬
men, wohlthatigcn Anstalten gestiftet hat. Bloß das
Franziskaner Kloster zu Emden und das Benediktiner
Nonnen-Kloster Marienthal bei Norden wurden in
Armenhäuser umgewandelt. Daß die vielen reichen
Klostergüter zu den landesherrlichen .Domainen gezo¬
gen wurden, mogte eine recht gute politische Maaß-
reget seyn; ob sie aber mit Recht dazu gezogen wer¬
den konnten, indem die Dotation der Klöster nicht von
dem Landcshcrrn, sondern von der frommen Wohltha-
tigkeit des Volks auSgegangcn war, bleibt eine andere
Frage. Daher sang auch ein derzeitiger Dichter
Darumb met dcr Landschap Rath und wolbedachten Muet
Soll man pillig anwenden das geistliche Prelatcn Guet,
Als ein Schat und Gave von der Gemeine gegevett.
Davon die Gemeine und Armen plegen to leven,
Wiederum!) tom gemeyuen Nütte und Besten,
Up dat man nit ovel füere im Lesten.