Metadata: Geschichte der Griechen und Römer (Teil 1)

126 
XIX. Der Sieg des Christentums über die alte Welt. 
Treuen als Lohn zuteil werden würde. Wenn diese Mühseligen und 
Geladenen in ihren Versammlungen miteinander beteten, die Schrift 
auslegten und das Brot brachen, so fühlte sich der ärmste Sklave unter 
ihnen über alle Nöte des Lebens getröstet. 
3. Die Verfolgungen und der Sieg. Den Römern von damals 
erschienen diese Christen als „des Hasses des ganzen Menschen- 
geschlechtes" schuldig. Die Religion der Liebe also war ihnen 
hassenswert! Es erregte besonders bei ihnen Anstoß, daß die Christen 
es wagten, an den Untergang des bestehenden Weltreiches zu 
glauben; dieses dachten sie selbst sich als für die Ewigkeit gegründet; 
seinen Untergang zu wünschen, war in ihren Augen ein Frevel. Als 
ein Staatsverbrechen aber erschien ihnen, daß sie sich weigerten, 
dem Oberhaupte dieses einzigen Reiches Opfer darzubringen. 
Daß diese Leute endlich so viele geheime Zusammenkünfte hielten, 
das konnte nichts Gutes bedeuten; dort gingen sie sicherlich mit bösen 
Geistern um, und das machte sie gemeingefährlich. 
So kam es, daß die Heiden sie allgemein für schlechte Menschen 
hielten, die bei allem Bösen, das sich auf dieser Welt ereignete, die 
Hand im Spiele hatten. Brach irgendwo eine Pest oder eine Hungers- 
not oder eine Feuersbrunst aus, gleich gab man ihnen die Schuld 
daran und verfolgte sie in der von dem Unglück betroffenen Gegend; 
so tat ja auch Nero nach dem großen Brande an den römischen Christen. 
Aber gerade die Verfolgungen brachten ihnen immer neue An- 
Hänger. Deun dabei sahen die Verfolger etwas, was sie in Erstaunen 
setzte: Zarte Jungfrauen und gebrechliche Greise starben freudig für 
ihren Glauben; ja, sie suchten oft den Tod für ihn. Wenn auch viele 
unter der Verfolgung schwach wurden und abfielen, so schlössen sich 
doch die andern um so enger zusammen. 
Seit dem Kaiser Traj an wurde es dann für längere Zeit üblich, 
daß man die Christen im großen und ganzen in Ruhe ließ. Nur 
wenn einer ausdrücklich bei der Obrigkeit angezeigt wurde, daß er dem 
Kaiser nicht opfern wolle, so war er ein Staatsverbrecher; er galt 
dann des Todes schuldig, falls er die Weigerung vor einem kaiserlichen 
Beamten wiederholte; immerhin ist damals noch mancher der Verfolgung 
zum Opfer gefallen. Doch wuchs die Zahl der Christen beständig; 
sie schufen auch eine kirchlicheOrdnnng und schlössen sich zu größeren 
Gruppen zusammen, an deren Spitze Bischöfe und andre Beamte 
standen. Dadurch erlangten sie schließlich eine bedeutende Macht im 
großen Reiche. Bald waren viele Offiziere und Beamte bis zu den 
höchsten Stellen hinauf Christen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.