98 Fünfte Periode, von 31 v. Chr. bis 476 n. Chr.
bereit Bebrückungen nur selten (wie z. B. von Cicero gegen Verres) gerügt
unb bestrast wurden.
Die Bildung dieser Zeit knüpfte sich theils noch an das öffentliche
Leben, theils an die immer mehr verbreitete (griechische) Literatur. Der prak-
tische Sinn der Römer wußte die klassischen Schriftsteller ber Griechen zu
Aneignung höherer Bilbung für bas Staats- unb Privatleben zu benutzen,
neigte sich aber sehr balb zu alexaudrinischer Gelehrsamkeit (Sammlerfleiß mit
gemeinnütziger Anwendung). Vor Allem hat Cicero die römische Sprache
durch Nachahmung der Griechen ausgebildet. Mit diesem größten Redner
ber Römer, ber auch ber Geschichte unb Philosophie eine rebnertsche Gestalt
verlieh, beginnt „bas g o 1 b e n e Zeitalter" ber römischen Literatur (von
Sulla's bis zu August's Tobe, etwa 100 Jahre). Unter ber Aufregung
ber Bürgerkriege würben neben ber Rebekunst besonbers Memoiren von Be-
deutuug, die Sulla noch mehr für die Aristokratie (vielleicht) in griechischer,
der volkstümlichere Cäsar in römischer Sprache schrieb. S a l l u st ver-
faßte eine Geschichte des jugurthinischen und catilinarischen Krieges, um Die
Berberbuiß feiner Zeit mit Bitterkeit zu rügen, wogegen Cornelius Nepos
in feinen Lebensbeschreibungen bie großen Männer ber Vorzeit als Muster
für die Jugenb aufstellte.
Fünfte Periode.
VonAugustus bis auf ben Untergang bes weströmischen Reichs I
31 v. Chr. bis 476 n. Chr.
Durch bie monarchische Staatsverfassung würbe die Verbindung I
unter den Völkern des römischen Reichs befestigt und mit Sicherung der *
friedlichen Beschäftigungen allgemeinere Verbreitung der Bildung i
beförbert. Auf Beibcs wirkte gleichzeitig bie fortschreitend Ausbreitung bes
Christentums wohlthätig ein, boch vermochte dieses der zunehmenben
Erschlaffung nicht zu wehren, unb bas im Innern immer mehr verfallend
Römerreich würbe eublich eine Beute ber kräftigeren deutschen Völker.
Bei ber allmählichen EntWickelung bicfer Verhältnisse lassen sich 3 Stufen |
Unterscheiben:
31 v. C. I. In ben ersten betben Jahrhunberten des Kaiserthums, von Augustus £
bis 180 bis auf Commobus (180 n. Chr.) wirb (bei ber oft völligen Willkür- i
n. C. Herrschaft) eine größere Gleichstellung aller Reichsangehörigen in Rechten unb 1
Bilbung begrünbet; das Christenthum breitet sich alsbalb nach seiner I
Entstehung rasch (unter Wechselnben Verfolgungen) aus, die Deutschen
werden noch in den Grenzen ihres Stammlandes zurückgehalten.
II. Ein neuer Abschnitt beginnt mit den großen Angriffskriegen
der Deutschen (Markomannen seit 167, Stammesbündnisse um 200); 1
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