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Sammt Fahnen und Standarten zur Unterhaltung mit.
Nun seht ihn auf dem Schimmel, ein Kriegsgott ist es, traun,
Den Boden dort zum Tanze will er genau beschau'n.
Und unter seinen Treuen, da reitet hintenan
Zuletzt, doch nicht aus Scheuen, Stallmeister Froben an.
Und wie Herr Wrangel drüben den Schimmel nun erblickt,
Ruft er den Kanonieren: „Ihr Kinder, zielt geschickt!
Der auf dem Schimmel sitzet, der große Kurfürst ist's;
Nun donnert und nun blitzet; auf wen's geschieht, ihr wißt's."
Die donnern und die blitzen und zielen wohl nichts schlechtes,
Und um den Herren fallen die Seinen links und rechts;
Dem Dörflinger, dem Alten, fast wird es ihm zu warm,
Er ist kein Freund vom Halten mit dem Gewehr im Arm.
Und dicht und immer dichter schlägt in die Heeresreih'n
Dort in des Schimmels Stahe der Kugelregen ein.
„Um Gott, Herr Kurfürst, weichet!" Ter Kurfürst hört es nicht,
Es schaut sein Blick, der gleiche, dem Feind ins Angesicht.
Der Schimmel möcht' es ahnen, wem dieses Feuer gilt,
Er steigt und schäumt im Zügel, er hebt sich scheu und wild;
Die Herren alle bangen, doch ihm sagt's keiner an;
Wär' doch nicht rückwärts gangen der fürstlich große Mann!
Und doch, der Tod ist nahe und mäht um ihn herum,
Und alles zagt und trauert, und alles bleibet stumm.
Tie Scheibe ist der Schimmel, das merket jeder nun;
Doch helfen mag der Himmel, von uns kann's keiner thun!
Da reitet zu dem Fürsten Emanuel Froben her:
^Herr Kurfürst, euer Schimmel, der scheut sich vorm Gewehr!
Das Thier zeigt seine Launen, ihr bringt's nicht ins Gefecht;
So nehmt nur meinen Braunen, ich reit's indes zurecht."
Der Herr schaut ihm herüber: „„Es ist mein Lieblingsroß;
Doch das verstehst du besser, so reit es nur zum Troß!""
Sie wechseln still, dann sprenget rasch, ohne Gruß und Wort,
Den Zügel lang verhänget, der edle Froben fort.
Und weit von seinem Herrn hält er zu Rosse nun,
Für wenig Augenblicke scheint das Geschütz zu ruh'n;
Der Kurfürst selber sinnet, warum es jetzt verstummt,
Und: „Wacker war's gemeiner", der alte Dörsling brummt.
Da plötzlich donnert's wieder gewaltig übers Feld,
Doch nur nach einem Punkte ward das Geschütz gestellt;
Hoch auf der Schimmel setzet, Herr Froben sinkt zum Sand,
Und Roß und Reiter netzet mit seinem Blut das Land.
Die Ritter alle schauen gar ernst und treu hinein.
O Froben dort am Boden, wie glänzt dein Ruhmesschein!
Ter Kurfürst ruft nur leise: „Ha! war das so gemeint?"
Und dann nach Feldherrnweise: „Nun vorwärts in den Feind!"
Mindiug
295. Aus: „Hermann und Dorothea".
„Hab' ich den Markt und die Straßen doch nie so einsam gesehen!
Ist doch die Stadt wie gekehrt! wie ausgestorben! nicht fünfzig,
Däucht mir, blieben zurück von allen unsern Bewohnern.
Was die Neugier nicht thut! So rennt und läuft nun ein jeder,
Um den traurigen Zug der armen Vertrieb'nen zu sehen.
Bis zum Dammweg, welchen sie zieh'n, ist's immer ein Stündchen,