Johann Calvin 1509—1564
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Paul III. die päpstliche Bestätigung erhielt, war durchaus militärisch
geordnet: an der Spitze stand ein General, der alle Mitglieder zn dem
einen großen Zwecke, dem Kampfe gegen den Protestantismus,
vereinigte. Da dem Orden bald unermeßliche Reichtümer zuflössen, wuchs
seine Macht ins Ungeheure; allerorten entstanden seine Kirchen und
Klöster, seine Schulen und Universitäten, die zu den besten jener Zeit
gehörten. Bis an die Fürstenhöse drangen die jesuitischen Beichtväter,
und der Protestantismus, der ein Menschenalter alles überwältigt hatte,
wurde in seinem Vorschreiten nicht bloß aufgehalten, sondern auch mit
reißender Schnelligkeit auf ein immer kleineres Gebiet zurückgeworfen.
Auf Loyöla folgte 1556 der geistig bedeutendere General Lainez, der
dem Orden erst recht zum Anfschwunge verhalf.
II. Aicherdeutsche Geschichte im Zeitalter der Refor¬
matio«. "
6. Frankreich.
§ 112.Johann Calvin 1509—1564. [Sein Leben unb seine
Lehre.] Auch Frankreich blieb nicht verschont von schweren Bürger¬
kriegen, die eine Folge der Kirchentrennung waren. König Franz I.,
die Hauptstadt und die Sorbonne*) hielten am Katholizismus fest;
dagegen gab es in den Provinzen zahlreiche kleine Gemeinden von
Protestanten, die zwar von der Inquisition verfolgt wurden, aber doch
nicht unterdrückt werden konnten.
Unter den Verfolgten befand sich auch der dritte große Reformator:
Johann Calvin (eigentlich Chauvin), der, 15$) in Noyon in der
Pieardie geboren, zuerst katholischer Pfarrer war, dann aber Jura
studierte. Er flüchtete nach Basel und veröffentlichte hier 1536
die institutio Christianae religionis, eins der reformatorischen
Hauptwerke dieser Zeit. Seine nachhaltigste Wirksamkeit begann aber
erst in der Reichsstadt Genf, wohin er nach längeren Wanderungen
in Italien und Frankreich gelangte, und wo er durch seinen Landsmann,
den französischen Prediger Wilhelm Farel, festgehalten wurde; zwar
mußte er auf Betreiben seiner Gegner noch einmal die Stadt verlassen,
nach drei Jahren (1541) kehrte er aber zurück und regierte nunmehr
i) Sorbonne, genannt nach Ludwigs IX. Kaplan Robert von Sorbon aus
der Champagne, ist ursprünglich ein theologisches Kollegium an der Pariser
Universität; späterhin ging der Name auf die ganze theologische Fakultät über.