Full text: Vom Untergange des Weströmischen Reiches bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2 = 6 [des Gesamtw.])

Ferdinand I. 1558—1564 und Maximilian II. 1564—1576 175 
nach Befugnisse an sich, die unstreitig dem Könige zukamen, wie die 
Ernennung der Beamten und Befehlshaber und die Einberufung der 
Milizen. Beide Parteien rüsteten sich daher für die bevorstehende 
Revolution. 
Karl I. begab sich nach Nordengland und stellte sein Heer, die 
„Kavaliere", unter den Oberbefehl seines Neffen Ruprecht von der 
Pfalz; das Parlamentsheer, die „Rundköpfe" *), dagegen wurde 
durch den Independenten Oliver Cromwell, einen wohlhabenden 
Gutsbesitzer von außergewöhnlicher Begabung, in so strenge militärische 
Zucht genommen und in solche religiöse Begeisterung versetzt, daß es 
1644 bei Marstenmoore [märstenmur] und 1645 bei Naseby [ttes-bt] 
über das königliche Heer siegte. Karl floh zu den Schotten, wurde 
aber von diesen ausgeliefert und hoffte nun teils durch geheime Unter¬ 
handlungen mit den Iren, Schotten und Niederländern, teils durch den 
inzwischen verschärften Gegensatz zwischen dem puritanischen Parlament 
und dem independentischen Heere wieder aus den Thron zu gelangen. 
[Karls I. Hinrichtung 1649.] Im Kampfe zwischen Parlament 
und Heer riß aber Cromwell schließlich alle Gewalt an sich: er ver¬ 
weigerte dem Parlament die Auflösung des Heeres, versicherte sich der 
Person des Königs und schlug alle Erhebungen für den Thron mit 
den Waffen nieder. Dann rückte er gegen London und entfernte alle 
puritanischen Mitglieder des Langen Parlaments, sodaß die übrigen, 
independentisch gesinnten als „Rumpf" übrig blieben. Dieses Parlament 
machte dem Könige den Proceß, und ein besonderer Gerichtshof ver¬ 
urteilte ihn durch ein völlig rechtloses Verfahren als „Tyrannen, Ver¬ 
räter, Mörder und öffentlichen Feind des Gemeinwesens" zum Tode; 
am 30. Januar 1649 erfolgte die Hinrichtung. Wenige Tage später 
wurden das Königtum und das Oberhaus förmlich abgeschafft. 
III. Das Zeitalter der Gegenreformation und des Dreißig¬ 
jährigen Krieges 1555—1648* 
9. Vom Augsburger ReUgionsfrieden bis zum Ausbruche des Dreißig¬ 
jährigen Krieges 1555—1618. 
§ 123. Ferdinand 1.1558—1564 und Maximilian II. 1564 bis 
1576. [Fortschritte des Protestantismus.] In Deutschland 
'*) Von den Gegnern so genannt nach dem Schnitt der Haare auf dem kurz- 
geschorenen Scheitel.
	        
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