Full text: Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) (Teil 3)

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allen Thürmen wehten die brabantischen Fahnen. Der Pöbel 
beging allerlei Unordnung und Gewalttätigkeit, wogegen die 
Bürgerschaften Nationalgarden bildeten. Der König wollte 
aber nicht den Schein eines ihm auferlegten Zwanges er- 
tragen, erklärte, er lasse sich nicht die Pistole auf die Brust 
setzen und zur Entfernung van Maanens nöthigen, und ent- 
ließ die Deputation mit allgemeinen Versicherungen, die bei 
dem Heranrücken von Truppen gegen Belgien das Mißtrauen 
nur noch steigerten. 
Wilhelm I. sandte seine beiden Söhne nach Belgien; der 
ältere, Wilhelm von Oranien, sollte bei seiner bekannten Volks- 
beliebtheit den Weg der Unterhandlungen versuchen, der jüngere 
Prinz, Friedrich, möglichst viele Truppen in der Nähe von 
Brüssel zusammenziehen. Wilhelm wollte an der Spitze eines 
Truppencorps in Belgiens Hauptstadt einrücken, aber die Vor¬ 
stellungen einer Bürgerdeputation, daß es dann zu blutigen 
Auftritten kommen würde, ließen ihn davon abstehen, und er 
zog nur mit einigen Offizieren in Brüssel ein. Hier über- 
zeugte er sich von der bedenklichen Lage der Dinge und bot 
in einer mit den belgischen Notabilitäten am 3. September 
abgehaltenen Conferenz die legislative und administrative 
Trennung Belgiens von Holland unter Beibehaltung der 
Dynastie an, mit dem Versprechen, dieselbe bei seinem Vater 
zu unterstützen. 
Ohne sich damit einverstanden zu erklären, berief der 
König die Generalstaaten auf den 13. September nach dem 
Haag. Die Thronrede berührte zwar die Berathung über 
die Trennung Belgiens von Holland, stellte sie aber nicht als 
eine unvermeidlich gewordene Notwendigkeit dar. Diese Un- 
entschiedenheit und der langsame Gang der Verhandlungen 
erzeugte neues Mißtrauen, und die Belgier glaubten sich vom 
Prinzen von Oranien nur getäuscht. Als endlich am 28. Sep¬ 
tember die Trennung Belgiens von Holland von den General- 
staaten ausgesprochen und am 4. Oetober vom König bestätigt 
wurde, waren unterdessen Ereignisse eingetreten, welche diesem 
Beschlüsse alle Wirkung benahmen. 
In Folge des Schwankens der Regierung waren aus 
den übrigen Provinzen, wo die Leidenschaften noch heftiger 
entflammt waren, ganze Schaaren von Arbeitern nach der
	        
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