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Semiten.
Mesopotamien auch stets das verlockende Ziel wilder Nomadenvölker.
Auf diesem vielumstrittenen Boden treffen wir schon im 4. Jahrtausend
v. Chr. zwei bereits weit fortgeschrittene Volksstämme nebeneinander, im
Norden Semiten (die späteren Babylonier und Assyrer), im Süden die
nichtsemitischen Sumerier.
Wann und woher die letzteren einwanderten, wissen wir nicht, ebensowenig
konnte man bisher nachweisen, welcher Rasse sie angehörten. Von ihnen stammt
unzweifelhaft die Keilschrift, während fie ihre künstlerischen und religiösen
Vorstellungen, nach den sumerischen Denkmälern zu schließen, von Anfang an
den Semiten entlehnt haben. Im Laufe des 2. Jahrtaufends gingen fie dann
allmählich in der semitischen Rasse aus. Ein ähnlicher Verfchmelzungsprozeß
vollzog sich etwa 1000 Jahre später zwischen den Babyloniern und Aramäern,
bzw. Chaldäern.')
Durch den Fleiß und die Begabung dieser Völkerschaften gelangten
die Euphrat- und Tigrisgebiete zu einer außerordentlichen Kulturblüte.
Großartige Wafferanlagen verbanden die Ströme des Landes,
verteilten den belebenden Wasserreichtum und bewirkten in Verbindung
mit dem warmen Klima eine Fruchtbarkeit, die wir uns in den heute
vernachlässigten Gegenden nur schwer mehr vorstellen können. Weizen,
Gerste, Datteln, Obst u. ä. gewährten reichen Ertrag. Vollendete Industrie-
erzeugnisse, wollene und leinene Prunkgewänder, Prachtteppiche, kost¬
bare Salben und Spezereien gingen westwärts in die Mittelmeerländer,
ostwärts bis nach Indien. Ans der trefflichen Tonerde brannten die Baby-
lonier vorzügliches, schön bemaltes Porzellan und aus ihrer guten
Lehmerde feste Ziegel, die fie mit verschiedenfarbiger Glasur über-
zogen und mit Mörtel aus Erdpech verbanden. — Nach und nach ent-
standen größere Städte, so am Euphrat Babylon und am Tigris A s s u r,
später nördlich davon Ninive (ebenfalls am Tigris). Babylon war jahr¬
tausendelang die wichtigste Stadt Vorderasiens; als Weltwunders galten
seine Hängenden Gärten, d. h. terrassenförmige Anlagen mit
künstlichem Unterbau.
Kunst und Wissenschaft.
Die Bildende Kunst, von den Priestern gepflegt und den Königen
begünstigt, diente der Verherrlichung der Religion und des Königtums.
i) Diese vielgebrauchte Bezeichnung stammt von den aramäischen
Völkerschaften der Kaldu, welche zu Beginn des 1. Jahrtausends von Südwesten
her in Babylonien eindrangen und sich der Herrschaft bemächtigten, aber bald in der
vorhandenen Bevölkerung aufgingen. Nebukadnezar war ein „Chaldäer",
•=) Zu den „Sieben Weltwundern" des Altertums zählten außer den Hängenden
Gärten noch: 1. die Pyramiden in Ägypten, 2. der Artemistempel zu Ephesus
3. die Zeusstatue zu Olympia, 4. das Grabmal des Mausölus (Mausoleum) zu
Halikarnaß, 5. der Koloß zu Rhodus und 6. der Leuchtturm aus der Insel Pharus
bei Alexandria.