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nicht nur die Mehrzahl der Langobarden vom Arianismus zur katho¬
lischen Lehre über (§ 32), sondern legte auch den Grund zur Be¬
kehrung der Angelsachsen (596 Sendung des Augustinus
mit 32 Mönchen zu König Aethelbert von Kent), die bis 668
vollendet wurde (der Erzbischof von Canterbury Haupt der
englischen Kirche, seine Wahl durch den Papst zu bestätigen;
in Rom Schule angelsächsischer Geistlicher, unterhalten durch
den 'Peterspfennig’), doppelt bedeutungsvoll, weil von England
später die Mission in Deutschland vollendet worden ist.
§ 34. Hier waren die zahlreichen christlichen Gemeinden,
welche in den Rhein- und Donauländern unter der Römer¬
herrschaft entstanden waren, in den Stürmen der Völker¬
wanderung bis auf geringe Reste zu Grunde gegangen. Doch
wurde seit Anfang des 6. Jahrhunderts teils durch Glaubens¬
boten der von Rom unabhängigen irischen Kirche (Gründer
der heilige Patricius f 460), teils durch fränkische Geistliche
der Same des Christentums aufs neue ausgestreut. Der Ire
S. Columbau aus dem Kloster Bangor kam 590 mit 12 Ge¬
fährten nach Gallien, wirkte bis 610 in den Vogesen (Kloster
Luxeuil) und gieng dann durch Brunichildis (§ 42) vertrieben zu
den Alamannen, wo sein Schüler Gallus das Kloster S. Gallen
gründete. In Thüringen und Baiern wirkte der Franke S.
Emmeram (f 654), in den Maingegenden starb als Märtyrer
c. 696 der Britte Kyliena oder Kilian, an der unteren
Schelde im alten Salierlande hatte c. 630 S. Amandus ge¬
predigt. In Baiern vollendete die Bekehrung der vom Herzog
Theodo gerufene Bischof von Worms S. Rupert (seit 696),
welcher auf den Trümmern der Römerstadt Juvavum den Grund
zum späteren Salzburg legte; nach ihm wirkte in Baiern der
heilige Corbinian (c. 721), während Pirmin der Stifter des
Klosters Reichenau (Augia dives) wurde (724). Unter den
Frisen fand erst der Angelsachse Wilbrord einigen Eingang
mit seiner Lehre, der nach fast 50jährigem Wirken 739 als
Bischof von Utrecht starb. Am grofsartigsten aber war die
Tätigkeit des Wynfrith Bonifatius, des 'Apostels der
Deutschen’, der nach 672 zu Kyrton in Wessex geboren 716
als Missionar zu den Frisen gieng und von feurigem Glaubens¬
eifer wie von unbedingter Hingebung an den Stuhl Petri er¬
füllt und von Papst Gregor II. in Rom zum Bischof der heid¬
nischen Stämme geweiht (732 zum Erzbischof erhoben) nicht
nur unter Frisen, Hessen (Wuotanseiche bei Geismar) und
Thüringern unerschrocken das Christentum predigte, und als
grofser kirchlicher Organisator Kirchen, Klöster und Bistümer
gründete und die verwilderte und von Rom entfremdete Kirche
des fränkischen Reichs reformierte, sondern auch den Grund
zu der Abhängigkeit der deutschen und fränki¬
schen Kirche vom römischen Papst legte (Kirchen¬
gründungen in Hessen: Amoeneburg und Fritzlar, in Thü-