Full text: Geschichte der Neuzeit (Bd. 3)

L öhmisch-Pf älzisch er Krieg. 41 
Unterstützung blieb aus. Dagegen erstanden dem Kaiser mächtige Bundes¬ 
genossen: die Spanier ließen durch Sphtöla die Pfalz besetzen,- Polen 
schickte Hilfstruppen,- der lutherische Rurfürst von Sachsen Johann Georg 
(1611—1656) unterdrückte den Aufstand in der Lausitz und in Schlesien,- 
Maximilian I. von Bayern unterwarf Gberösterreich und schlug mit einem 
ligistisch-österreichischen Heere die Böhmen am Weißen Berg bei Prag. 1620 
Maximilian führte den Oberbefehl, sein einflußreichster Berater war der 
Generalleutnant Lserklaes Graf von Tilly, ein Wallone aus Brabant, den er 
1610 zum Übertritt in bayerische Dienste bewogen hatte. Tilly war eine eigen¬ 
artige militärische Erscheinung; von seltener Bedürfnislosigkeit und Sittenstrenge 
verlangte er auch von seinen Truppen eiserne Manneszucht. Die Schlacht am 
Weißen Berge war in der Hauptsache ein Reiterkampf und wurde durch Tilly 
mittels eines rechtzeitigen Flankenstoßes entschieden. Mehr als hundert Feld¬ 
zeichen und sämtliches Geschütz des Feindes fielen in die Hände der Sieger. 
Maximilian hatte am Schlachttage während 24 Stunden nichts genossen und 
persönlich an der Verfolgung des Gegners teilgenommen; tags darauf zog er 
in Prag ein, während Friedrich mit seiner Familie nach den Niederlanden entfloh. 
Die Schlacht, die nur eine Stunde währte, brachte den „Winterkönig" 
Friedrich V. um seine Krone, die Böhmen um ihre staatlichen und religiösen 
Freiheiten. Ferdinand II. soll den Majestätsbrief mit eigener Hand durch¬ 
schnitten haben. Die katholische Lehre wurde mit Gewalt wieder eingeführt, 
die Führer des Aufstandes durch Hinrichtungen und Vermögenseinziehung 
bestraft, die Freiheiten der Stände vernichtet. Ja der ganze Krieg wäre 
beendigt gewesen, wenn sich nicht Ferdinand II. insgeheim verpflichtet ge¬ 
habt hätte feinem Retter Maximilian I. die pfälzische Kurwürde zu übertragen. 
So zog der böhmische Krieg den pfälzischen nach sich. 
Kämpfe in der Pfalz. Friedrich V. wurde vom Kaiser wider¬ 
rechtlich ohne Befragung der Kurfürsten und des Reichstages in die Acht 
erklärt (1621). Die Vollstreckung derselben übernahm Maximilian I. von 
Bayern. Die Union war vor Schrecken wie gelähmt und löste sich auf. 
Nur der Graf von Mansfeld, der Markgraf von Baden und Christian von 
Braunschweig (Administrator des Bistums Halberstadt) sammelten für 
Friedrich V. ein Heer. Hb er Tilly eroberte die (Dberpfalz 1621 und, 
durch spanische Truppen verstärkt, auch die Rheinpfalz samt Heidelberg 
1622. Die Stadt verfiel der Plünderung; die kostbare Bibliothek, vielleicht 1622 
die reichste in Deutschland, schenkte Maximilian dem Papst Gregor XV. 
Fünfzig Frachtwagen brachten den wertvollen Schatz von Büchern und 
Handschriften nach Rom. 
Hls Sieger in dem Böhmisch-Pfälzischen Krieg erschien nicht sowohl 
der Kaiser als der Herzog von Bayern. Maximilian I. erhielt als Sieges-
	        
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