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§. 4. Frankreich unter den älteren Capetingern. (987—1108.) 
Hugo Capet entwickelte als König keine besondere Kraft und Thätig¬ 
keit, ja die Vasallen, durch deren Gunst er zum Throne gelangt war, 
erhoben sich neben ihm, maßten sich in ihren Herzogthümern beinahe gleiche 
Rechte an, wie er sie hatte und ihre Abhängigkeit hing nur von gutem Willen 
ab. Zu den bedeutendsten Großen des Reiches gehörten die Herzoge der 
Normandie und der Bretagne, die Grafen von Flandern, von Anjou (Aqui¬ 
tanien), von Toulouse und Champagne. Sie, und neben ihnen die ande¬ 
ren hohen Vasallen, nannten sich Pares (woher das neuere Wort Pairs), 
d. i. die Gleichen oder Ebenbürtigen, weil sie gleiche Rechte mit dem Kö¬ 
nige in ihren Ländern ausübten. Nicht mächtiger als Hugo Capet waren 
dessen nächste Thronfolger, Hugo's Sohn Robert und dessen Sohn, 
Heinrich I., der Lothringen gegen den deutschen Kaiser Heinrich III. 
nicht behaupten konnte (s. tz. 9). Heinrich's Sohn, Philipp I., der vom 
I. 1059—1 108, also 49 Jahre regierte, war ein kräftiger und kluger 
Fürst, der die Macht der Vasallen vielleicht eben so gezähmt hätte, wie 
dieß von den sächsischen und fränkischen Kaisern in Deutschland geschah, 
wäre nicht ein Vasall, der noch kräftiger und kühner war, als er, Wil¬ 
helm, Herzog von der Normandie, ihm entgegengetreten. Die Normannen 
waren bisher immer auf der Seite der Könige, wenn diese gegen aufrüh¬ 
rerische Vasallen zu Felde zogen. Berühmt und berüchtigt ist vor Allem 
der Herzog Robert II., der sich durch die wilde und leidenschaftliche 
Kampflust, die ihn beseelte, und durch die Grausamkeit, mit welcher er die 
Länder der benachbarten Herzoge und Grafen verheerte, den Beinamen 
„der Teufel" zuzog. Eine Volkssage, die von französischen Dichtern aufs 
Anmuthigste erweitert worden ist, leitet diesen Namen von seiner Jugend¬ 
geschichte her *). Er war, so heißt es, schon in seiner Kindheit äußerst 
wild und unbändig, so daß weder Vater, noch Mutter, noch Lehrer 
irgend etwas über ihn vermochten. Ohne Unterricht und ohne Zucht auf¬ 
gewachsen, führte er auch als Jüngling ein äußerst wildes Leben, zog mit 
gleichgearteten Gesellen durch das Land, plagte das Volk, siel Reisende an, 
raubte, mordete, sengte in Dörfern und Städten, erkühnte sich sogar, als 
sein toller Haufe bereits zu einem großen Heere angewachsen war, feste 
Burgen anzugreifen und Alle zu ermorden, die sich ihm widersetzten. Der 
Vater zog gegen ihn zu Felde, konnte aber nichts ausrichten und starb 
endlich vor Gram über den ungerathenen Sohn, dem er noch im Sterben 
fluchte. Einst kam Robert mit seinen Spießgesellen auf ein Schloß, aus 
welchem bereits alle Bewohner, bis auf einige Diener und die Burgfrau, 
entflohen waren. Mit Ungestüm forderte er Wein, zechte unter lautem 
) Siehe den Roinanzenkranz: Robert der Teufel, von G. Schwab.
	        
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