mit vornehmen Römern verheirathet. Zenobia wird von den Geschicht¬
schreibern geschildert als die liebenswürdigste und heroischste aller Frauen.
Sie hatte bräunliche Gesichtsfarbe, herrliche Zähne und strahlende Au¬
gen. Ihre Stimme war voll und weich, ihr Geist durch männliche
Studien gekräftigt. Sie verschmähte den Gebrauch des Wagens, sie
liebte die Jagd und begleitete ihren Gemahl in kriegerischer Tracht.
Hätte sie in der Stunde der Noth den männlichen Muth in der Seele
bewahrt, so wäre sie gewesen, was man sie nannte, eine vollendete Frau
und Königin.
Palmyra, Tadmor, die Stadt der Palmen, die schönste Oase in der
unfruchtbaren Wüste Arabiens, einst von Salomo gegründet, wurde zer¬
stört, aber erst im achten Jahrhundert durch die Saracenen ganz in
einen Trümmerhaufen verwandelt. Die Ruinen entdeckten zu Ende des
siebenzehnten Jahrhunderts reisende Engländer; die großartigen Reste
werden noch jdtzt als Wunder der Baukunst angestaunt.
Aurelian unternahm darauf einen Feldzug gegen die Perser, um
die Schmach des Kaisers Valerianus zu rächen, wurde aber auf Anstif¬
ten seines treulosen Geheimschreibers ermordet. Seine Soldaten be¬
straften die Mörder, und wie sehr sie jetzt von dem Geiste der Zucht
und Ordnung, mit dem er sie erfüllt hatte, durchdrungen waren, zeigten
sie dadurch, daß sie dem Senate die Ernennung eines Nachfolgers
überließen.
Der hochbetagte Tacitus, ein Nachkomme des berühmten Ge¬
schichtschreibers, wurde gewählt, erreichte aber schon nach einigen Mo¬
naten sein Lebensende. Ihm folgte der von den Legionen erhobene
Probus, den seine Milde und Tapferkeit des hohen Amtes vollkom¬
men würdig machten, ein Landsmann und mehr als würdiger Nach¬
folger des Aurelian. Jedoch war die Zeit der Ruhe und Ordnung
vorüber. Ein neuer Geist hatte die Völker ergriffen; in Osten wogte
es wie ein unruhiges Meer und von Nord und Westen drangen mäch¬
tige Schaaren auf das innerlich gebrochene Rom ein.
Die deutschen Stämme, namentlich die Franken, die um diese Zeit
zum ersten Male genannt werden, 'bemächtigten sich vieler Städte in
licher Anordnung aufgehäuft. Die Abgesandten aus den fernsten Erdtheilen, aus
Aethiopien, Persien, Bactrien, Indien und China in reicher und seltsamer Tracht. Eine
große Anzahl goldener Kronen, die Weihgeschenke dankbarer Völker und Städte, die
der Kaiser zum Zeichen seiner Macht zur Schau ausstellte, dann der lange Zug Ge¬
fangener, die unwillig dem Triumphe beiwohnten, Gothen, Vandalen, Sarmaten,
Alemannen, Franken, Gallier, Syrier, Aegypter. Jedes Volk wurde durch eine be
sondere Inschrift bemerklich gemacht und der Titel „Amazonen" zehn tapferen gothi¬
schen Frauen beigelegt Alle Blicke aber weilten auf Tetrikus, welcher zum Gegen¬
kaiser in Gallien ernannt worden war, und auf Zenobia's schöner Gestalt, die mit
goldenen Fesseln belastet war. Ein Sklave trug die goldene Kette, die ihren Nacken
umschloß, und sie erlag fast dem unerträglichen Gewicht der Juwelen. Sie schritt zu
Fuße dem prachtvollen Wagen voraus, auf welchem sie gehofft hatte, einst selbst in Rom
einzuziehen.