Full text: (Für das 4. und 5. Schuljahr) (Teil 2)

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Meister Pfriem. 
Steine aufsetzen! Der Mörtel taugt auch nichts,- Kies muß hinein, 
nicht Sand. Ich erlebe noch, daß den Leuten das paus über dem 
Kopf zusammenfällt." Er setzte sich und tat ein paar Stiche,- dann 
sprang er wieder auf, hakte sein Schurzfell los und rief: ,,Ich will 
nur hinaus und den Menschen ins Gewissen reden." Gr geriet aber 
an die Zimmerleute. ,,Mas ist das?" rief er, ,,ihr haut ja nicht 
nach der Schnur. Meint ihr, die Balken würden gerad' stehen? (Es 
weicht einmal alles aus den Fugen." Tr riß einem Zimmermann 
die Rxt aus der pand und wollte ihm zeigen, wie er hauen müßte. 
Rls aber ein mit Lehm beladener Magen herangefahren kam, warf er 
die Rxt weg und sprang zu dem Bauern, der nebenherging. ,,Ihr 
seid nicht recht bei Trost," ries er, ,,wer spannt junge Pferde vor 
einen schwer beladenen Magen? Die armen Tiere werden Euch auf 
dem Platz umfallen." Der Bauer gab ihm keine Rntwort, und 
Pfriem lief vor Rrger in seine Merkstätte zurück. Rls er sich 
wieder zur Rrbeit setzen wollte, reichte ihm der Lehrjunge einen 
Schuh. ,,Mas ist das wieder?" schrie er ihn an, ,,habe ich euch nicht 
gesagt, ihr solltet die Schuhe nicht so weit ausschneiden? Mer wird 
einen solchen Schuh kaufen, an dem fast nichts weiter ist als die 
Sohle? Ich verlange, daß meine Befehle unmangelhaft befolgt 
werden." ,,Meister," antwortete der Lehrjunge, ,,Ihr mögt wohl 
recht haben, daß der Schuh nichts taugt,- aber es ist derselbe, den Ihr 
zugeschnitten und selbst in Rrbeit genommen habt. Rls Ihr vorhin 
aufgesprungen seid, habt Ihr ihn vom Tisch herabgeworfen, und ich 
habe ihn nur aufgehoben. Euch konnte es aber ein Engel vom 
Pimmel nicht rechtmachen." 
Meister Pfriem träumte in einer Nacht, er wäre gestorben und 
befände sich auf dem Mege nach dem Pimmel. Rls er anlangte, 
klopfte er heftig an die Pforte. ,,Es wundert mich," sprach er, ,,daß 
sie nicht einen Ring am Tor haben,- man klopft sich die Knöchel 
wund." Der Rpostel Petrus öffnete und wollte sehen, wer so un¬ 
gestüm Einlaß begehrte. ,,Rch, Ihr seid's, Meister Pfriem," sagte 
er, ,,ich will Euch wohl einlassen,- aber ich warne Euch, daß Ihr von 
Eurer Gewohnheit ablaßt und nichts tadelt, was Ihr im Pimmel 
seht; es könnte Euch übel bekommen." ,,Ihr hättet Euch die Er¬ 
mahnung sparen können," erwiderte Pfriem, ,,ich weiß schon, was 
sich ziemt, und hier ist, Gott sei Dank, alles vollkommen und nichts 
zu tadeln wie auf Erden." Er trat also ein und ging in den weiten 
Bäumen des Pimmels auf und ab. Er sah sich um, rechts und 
links, schüttelte aber zuweilen mit dem Kopf oder brummte etwas
	        
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