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Auf die Empörung von Madrid am 2. Mai, welche Murai rasch
und kräftig, aber nicht ohne Härte unterdrückt hatte, waren
bald mehrere Aufstände an anderen Orten erfolgt; und während
in der Hauptstadt die Constitution gefeiert ward, erhob sich in
den Provinzen das Volk zum Widerstande gegen den aufgedrun¬
genen Herrscher. Nicht die Absetzung ihres Königshauses, das
sich wenig Liebe erworben hatte, sondern das unberufene gewalt¬
same Einmischen der Fremdlinge war es, was den Rationalstolz
der Spanier auf's Tiefste empörte und daS ganze Volk zum
erbittertsten Kampfe reizte. In allen Provinzen bildeten sich
Iunta's oder Leitungsausschüsse; die Junta von Sevilla, die
größtentheils aus unternehmenden Männern bestand, stellte sich
an die Spitze der Jnsurrection, erklärte im Namen Ferdinands VII-,
den sie von neuem als König ausrufen ließ, Napoleon den Krieg,
schloß einen Waffenstillstand mit England und suchte das Volk
durch kräftige Proclamationen auf alle Weise zu begeistern.
Angefcuert durch solchen Zuspruch, wuchsen aller Orten streit-
begierige, rachelustige Heerhaufen aus dem glühenden Boden em¬
por; in Andalusien unter Castannos, in Valencia unter
Caro, in Cadiz unter Marla, in Galizien und Leon unter
Cu nsta. Ueberall, wo die Franzosen vorgedrungen waren, wurde
mit ihnen gekämpft. Die Behörden, welche Einhalt geboten und
versuchten, wurden verjagt, mehrere General-Capitarne und Gou¬
verneure als Diener und Werkzeuge der Feinde auf schreckliche Weise
getödtct. Dies Schicksal traf zuerst den Grafen Solano in
Cadiz, einen so begeisterten Verehrer Napoleons, daß er noch
auf dem Wege zur Ermordung ausrief: ,,Er sterbe gern für die
Sache des großen Kaisers." Eine in Cadiz liegende französische
Flotte von fünf Linienschiffen unb einer Fregatte ward durch Ver¬
sagung dcö Trinkwassers. und durch die Kanonen des Forts
gezwungen, ihre Flagge zu streichen und sich an die Volksbehörde
zu ergeben, welche sich des Oberbefehls über Stadt und Hafen
bemächtigt hatte. In Aragonien stellte sich der General-Capitain
Don Joseph Palafop selbst an die Spitze und erließ, von
Saragossa aus ein furchtbares Manifest. Mit glühenden
Farben und in jenem prächtigen Wortpomp, der den Spaniern
eigen ist, schilderte er die Schändlichkeit und Treulosigkeit des
Unterdrückers und rief zu den Waffen, indem er an die Heldcn-
vorfahren des spanischen Volks erinnerte. „Solche Thaten der
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