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Nach der Ankunft des Herrn auf Erden zeigen sich auch bald Wirkungen.
In seliger Hoffnung stehen bei dem Kinve Joseph und Maria, Simeon und
Hanna; es ziehen herauf die Weisen aus dem Morgenlande. — In der Epipha—
nienzeit wird der Gemeinde verkündigt, wie Christus selbst sagt, wessen Sohn er
sei, und wie er selbst zeuget für sich mit Wort und Wunderthat. Das soll ung
zu dem Glauben bringen Gott ist geoffenbaret im Fleisch, gerecht—
fertigt im Geist, erschienen den Engeln, gepredigt den Heiden,
geglaubet von der Welt
2. Nun folgt der Sommer. Siehe ihn an in der Natur! Die Sonne
steht hoch; ihre Glut sengt und brennt. Manches Pflänzlein verdorret und stirbt;
andere lassen matt das Haupt sinken; auf den meisten liegt der Staub. — Das
Kirchenjahr feiert eine ͤhnche Zeit in dem Leben des Herrn. dur ihn gehl vie
Sommer⸗ und Glutzeit n mit de Leidenszeit. Erst nahet das Wetter der Ver
folgung leise heran. Zunächst denken sie daran, ihn zu ködten; dann halten sie
Rath, wie sie ihn doten. Endlich lommen die schweren Tage, von denen
Jesaias weissaget: Fu rwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf
sich unsere Shmerzen Winabe hielten ihn für den, der gepla—
get und von Gott geschlagen und gemartert wäre.
Der Sommer ist nicht bloß eine heiße Zeit, er ist auch eine schwere
Arbeitszeit; unter Mühe wird die Frucht des Feldes gepflegt. — In dem
Leben des Herrn giebt es eine Zeit, die auch in diesem Sinne mit dem Sommer
im Naturjahr verglichen werden kann. Von dieser Zeit spricht Christus selbst:
Mir hast du Arbeit gemacht in deinen Sünden, und hast mir
Mühe gemacht in deinen Missethaten. — Im Anbenten an diese Zeit
singt die Kirche: „O Haupt vol Blut und Wunden ꝛc.“ und „O Lamm Golles,
unschuldig ꝛc.“
3. Es nahet der Herbst. Er ist die Frucht⸗ und Erntezeit. Da steht der
Segen Gottes auf den Feldern; es reift das, was ausgesäet ist; die Früchte
werden eingesammelt. Mit diefer Jahreszeit ist die Zeit des Kirchenjahres zu
vergleichen, welche den ersten Theil da Trinitatiszeit umfaßt. Die Kirche läßt
uns an die Früchte erinnern, welche wir dem Herrn darbringen sollen. Dieser
hat alles gethan, um das Fruchtfeld unseres Herzens zuzuberenen. Darum wird
uns am Trinitatisfeste zugerufen: Es sei denn, daß du von Neuem gebo⸗
ren werdest, kannst du nicht in das Reich Gottes kommenn M den
folgenden Sonntagen wird uns vorgehalten, welche Früchte im Besonde—
ren wir nach der Wiedergeburt zu bringen haben. In aller Trübsal soll unser
Wandel im Himmel sein; das predigt uns der arme Lazarus. Hülen sollen
wir uns vor der Heuchelei, die den Herrn mit dem Munde bekennt, aber mit
Herz und Wandel ferne von ihm bleibt; das ersehen wir aus dem Gleichniß vom
großen Abendmahl. Von der Liebe und Treue Christi im Suchen der Sünder
sollen wir uns finden lassen; daran erinnert uns da Evangelium vom verlornen
Schaf und vom verlornen Groschen. Durch sein ernstes Wort von Splitterrich⸗
ten will der Herr Hochmüthige demüthigen und zum Gericht über sich selbst fuh-
ren. So weist er nach, wie auf jedem Herzensacker Früchte der Gerechtigkeit wach⸗
sen sollen. An jeden Einselnen von uns richtet diese Zeit die Frage:
O Wensch, wie ist dein Herz bestellt?
Hab Achtung auf dein Leben!
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