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leugnung den rüstigen fränkischen Grafen Konrad. Auf seine Empfeh-
lung wurde dieser im Jahre 911 zum Könige von Deutschland gewählt.
Konrad I. regierte sieben Jahre, von 911 bis 918. Es gelang ihm
bei dem besten Willen nicht, das Reich im Innern zu beruhigen und nach
außen zu sichern. Zuerst empörten sich die lothringer, die mit seiner
Wahl unzufrieden waren. Sie sagten sich von Deutschland los und ver¬
banden sich mit Frankreich. Diese Trennung verursachte langwierige
Kriege zwischen den Deutschen und Franzosen. Konrad konnte auf zwei
Feldzügen nur Elsaß dem Reiche erhalten, und Lothringen blieb fortan
der Zankapfel zwischen diesen beiden Völkern. Auch Legen die Herzoge
von Bavern und Schwaben hatte er zu kämpfen, denn diese suchten eben¬
falls sich seiner Königsmacht zu entziehen. Um aber das Maß der in-
neren Kriege zu füllen, gesellte sich auch der sächsische Herzog Heinrich,
Ottos des Erlauchten Sohn, zu den Feinden des Königes Konrad, denn
dieser hatte dem sächsischen Fürsten die Lehen nicht zugestehen wollen,
welche einstens dessen Vater gehabt hatte. Diese inneren Fehden, zu
welchen von außen noch Einfälle der Ungarn kamen, erschöpften die
Kraft Konrads. — Als er krank aus einem bayerischen Feldzuge heim¬
gekehrt war und den Tod sich nahen fühlte, gab er noch auf dem Sterbe¬
bette einen schönen Beweis, wie sehr ihm des Vaterlandes Wohl am
Herzen lag. Überzeugt, daß nur der kräftigste Arm das drohende Ver¬
derben vom Reiche abwenden könne, schlug nämlich Konrad in gro߬
mütiger Vergessenheit des alten Zwistes seinen mächtigen Gegner, den
Herzog Heinrich v on Sachse n, zum Reichsnachfolger vor, und sein
eigener Bruder Eberhard unterstützte unter Selbstverleugnung diesen
Vorschlag in der Versammlung der Fürsten zu Fritzlar. Alle ehrten den
letzten Willen des Sterbenden und erkoren den abwesenden Heinrich
zu seinem Nachfolger. Also ging das Königtum der Deutschen auf den
Stamm der Sachsen über.
Zweite Anteraöteilung.
(Geschichte Ostsrankens oder Deutschlands unter der Herrschaft der sächsischen
Kaiser f9l9—1024].1
Aus dem sächsischen Hause sind fünf Herrscher hervorgegangen:
König Heinrich I. 919—936; Kaiser Otto I. d. Gr. 936—973; Kaiser
Otto II. 973—983: Kaiser Otto III. 983—1002; Kaiser Heinrich IL