Full text: Sagen und Geschichten aus dem Mittelalter (Teil 2)

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ber Jugenb in Klosterschulen, für bie Aufnahme bedürftiger Wanderer und die 
Meae von Armen und Kranken sorgten. 
9. Karls Zorge für die Volksbildung. Auch bas Volk luchte Karl geistig 
heben; beshalb legte er Schulen an, bie mit ben Kirchen unb Klostern ver¬ 
bunden waren. Am meisten that er bafür an seinem Hofe; benn. er pmmelte 
um sich eine Reihe gebiegener Gelehrten, Lehrer ober tüchtiger Schuler ber Hos- 
schule, in welcher wohl hauptsächlich bie Söhne seiner höheren unb niederen 
Beamten für ben geistlichen ober weltlichen Beruf vorbereitet würben. Karl 1 oll 
bie Schule oft besucht unb gelegentlich bie Trägen hart getadelt, bie Fleißigen 
aber belobt haben, zumal, wenn er sand, baß jene Kmber ber Reicheren un 
Vornehmeren, biese aber ärmeren unb niederen Stanbes waren. Die Gelehrten 
seiner Mtoule lebten mit ihm in vertraulichem Verkehre ohne allen Zwang 
unb unter angenommenen Namen. So hieß zum Beispiel ^r ,. avi o er 
Salomo". Zu diesen Lehrern gehörte Alkuin, em englischer Mönch, der ftarlö 
Kinder unterrichtete und die Musterschule zu Tours begründete; der Deutsche 
Eginhard oder Einhard, der zugleich Baumeister war unb spater Karls 
Leben beschrieb; ber Sage nach nahm er bie Prinzessin Emma, erst ohne un 
bann mit Wissen unb Willen des Kaisers, zur Gemahlin; ferner ber fchone unb 
geistvolle Kapellan Angilt.ert, ber Karls Tochter Bertha heiratete. 
Karl sammelte auch altbeutsche Helbenlieber unb suchte bie deutsche 
Sprache weiterzubilden; ja, er soll sogar eine deutsche Sprachlehre entworfen 
haben. Den Winden und Monaten gab er deutsche Bezeichnungen, die freilich 
später wieder von den unverständlichen, aber altbekannten lateinischen Namen 
verdrängt wurden. 
1' Wintermond. 2. Hornnng (weil die Hirsche im Februar chr GeHorn abzuwerfen 
beginnen), S. Lenz-, 4. Öfter-, 5. W°»ne-, 6. Brachmond weil da die Brache, d, «.«"#»«* 
unbebaute Fläche wieder beackert und geeggt wurde), 7. Heu-, 8. Ernte-. 9. Herbst-, 10. , 
11. Wind-, 12. Christ- oder Heiligmond. 
10. Karls Sauten. Karl führte auch viele große unb schöne Bauten, bereu 
es bamals nur erst wenige im Frankenreiche gab, auf; er ließ an mehreren 
Orten Pfalzen (Paläste) errichten, wie in Aachen, Ingelheim unb Nymwegen. 
Unter ben Kirchen, bie er baute, war bie Marienkirche zu Aachen bie größte 
unb schönste; auch schlug er bei Mainz eine Holzbrücke über ben Rhein, bie 
aber nach einiger Zeit abbrannte. Seinen Plan, bie Altmühl mit ber Rebnitz 
unb baburch bie Donau mit bem Rheine ober bas Schwarze Meer mit ber 
Norbsee zu verbinben, mußte er aufgeben, weil bie Franken mit solchen Arbeiten 
nicht vertraut unb mit ben bazu nötigen Hilfsmitteln nicht versehen waren. Man 
sieht aber aus bem unvollenbeten Versuche, mit welcher Umsicht er auch Hanbel 
und Verkehr zu heben suchte. 
König Ludwig I. von Bayern baute diesen Kanal 1836-1846, daher „Ludwlgvkaual 
genannt. Das Dorf Grönhard an der Nürnberg-Würzburger Bahnlinie trägt heute als zweiten 
Namen „Fossa Carolina" (Karlsgraben), weil man dort noch Vorarbeiten Karlv steht.
	        
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