Full text: Sagen und Geschichten aus dem Mittelalter (Teil 2)

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11. Karls Persönlichkeit. Karls äußere Erscheinung war ebenso hoheits- 
voll als gewinnend. Er maß sieben seiner eigenen Füße und hatte einen sicheren, 
festen Gang; seine Stimme war wohlklingend, seine Rede bestimmt und dabei 
angenehm; er erfreute sich meist einer 
guten Gesundheit und befestigte sie durch 
körperliche Übungen, wie Schwimmen, 
Reiten, Jagen. Er war so stark, daß er 
einen Geharnischten wie ein Kind hob und 
einmal einem Mauren Kopf und Leib 
mit einem Hiebe spaltete. Seine Gesichts- 
züge waren ausdrucksvoll, meist heiter 
und freundlich, im Zorn aber schrecklich; 
denn dann blitzten die großen lebhaften 
Augen in loderndem Feuer. Seine Stirne 
war frei, die Nase etwas gebogen, 
das Haar voll und lang. In der Tracht 
unterschied er sich kaum von den ge- 
wohnlichen Franken; er trug meist Klei¬ 
der von Leinen, das seine Töchter selbst 
gewebt und gesponnen hatten; nur int 
Winter warf er auch einen Otter- oder 
Marderpelz um Brust uud Schultern 
und darüber einen weißen oder grünen 
Mantel. Stets hatte er aber ein Schwert 
an der Seite mit goldenem oder sil- 
bernem Griffe, in den sein Petschaft 
eingegraben war. Bei Festlichkeiten trug 
er auch wohl ein lang herabwallendes, 
golddurchwirktes Kleid, Edelsteine an 
den Schuhen und im Diadem. Nur zwei- 
mal legte er, ans besonderes Bitten des 
Papstes, lange römische Tracht an. In 
seiner Nahrung war er mäßig und ein- 
fach; am liebsten aß er Wildbret, das 
19. Karl dcr Große. (Nach der Metzer Bronze-Statue. QWt Spieße gebraten Ulld so V0U den 
2tu<3 Stacke. Deutsche Geschichte t.) Jägern ausgetragen wurde. Er pflanzte 
zwar Reben, zog Wein und ließ Bier 
und Met bereiten, verabscheute aber die Unmäßigkeit und trank nur dreimal 
während des Mahles. Dabei hörte er gerne Musik und Scherze, noch lieber 
•ooi esung guter Schriften, Erzählungen oder Gedichte von Thaten alter Helden 
und Könige.
	        
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