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dem jungen König, der ihr durch seine Tapferkeit wert ge⸗
worden, drohte, eilte sie hinab, trennte die Kämpfenden und
wurde mit Einwilligung der Eltern Herwigs Braut. Gern
hätte dieser sie sogleich als Gattin in sein Reich heimgeführt;
die Mutter aber widerstand dem, weil die Jungfrau erst noch
besser für die Krone vorbereitet werden müßte, und so zog
Herwig, nachdem er Abschied genommen, allein in die Heimat
zurück.
Kaum war er hier angelangt, so geriet er in große Not.
Sobald nämlich Siegfried von Morland Unnde davon be⸗
kommen hatte, daß Herwig glücklicher gewesen wäre als er,
fiel er mit einem Heere in dessen Land ein, sengte und brannte
allenthalben und brachte den jungen König in solche Bedräng—
nis, daß er Hetteln zu Hilfe rufen mußte. Gudrun selbst bat,
als sie von der Not ihres Verlobten vernahm, nassen Auges
den Vater, ihm schnell zu Hilfe zu eilen. Flugs ließ dieser
auch seine Vasallen berufen und segelte mit ihnen hinüber
nach Seeland. Drei Schlachten wurden hier gegen die Mor—
länder geschlagen; doch unentschieden blieb es, wem der Sieg
gebühre. Da schwur Hettel, er wolle nicht eher wieder heim—
kehren, als bis er die Feinde als Geiseln empfangen hätte;
er ahnte nicht, daß dieser unbesonnene Eid ihn bitter reuen
würde.
2. Gudruns Entführung. Hartmut, der durch Späher von
Hettels Abwesenheit genau unterrichtet worden war, faßte
den Plan, diese günstige Gelegenheit zu benutzen, um sich
Gudruns zu bemächtigen. Vorher schickte er noch Boten an
diese, in der Hoffnung, sie durch Drohungen zu gewinnen.
Allein die Maid erwiderte diesen: „Herwig ist es, dem ich zu—⸗
gesprochen worden bin; ihm habe ich Treue gelobt und werde
sie halten!“ Auf diese Antwort hin rüstete nun Hartmut und
zog mit seinem Vater vor Hettels Burg Matelane. Als die
Frauen von fern die Feldzeichen erblickten, freuten sie sich,
da sie der Meinung waren, Hettel und Herwig seien bereits
gelandet; aber bald erkannten sie ihre Täuschung und befahlen
deshalb der Besatzung der Burg, sich zum Widerstand zu
rüsten. Ein wilder Kampf erhob sich sodann; Causende wurden
von Hettels Mannen erschlagen; doch zuletzt drangen die Feinde
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